Giovanni Battista Viotti (1755 bis 1824) gilt - obwohl er selbst wenig unterrichtet hat - als einer der Väter der modernen Violintechnik. Er war ein Schüler von Gaetano Pugnani, der wiederum bei Tartini studiert hatte. 1775 trat Viotti in Turin in die königliche Kapelle ein, damals ein angesehenes Or- chester; 1780 begleitete er seinen Lehrer Pugnani auf eine Konzert- reise, die die beiden Virtuosen bis nach St. Petersburg führte.
1782 trat Viotti in Paris erstmals im Concert Spirituel auf, und ließ sich anschließend in Paris nieder, wo er mit seinen Werken beim Adel und bei Hofe sehr erfolgreich war. So stand er im Dienst von Königin Marie Antoinette.
Nach dem Ausbruch der Revolution floh Viotti nach England. Dort wiederum wurde er bald verdächtigt, für die Revolutionäre zu spio- nieren, und sah sich gezwungen, das Land zu verlassen. Der Virtuose verbrachte einige Jahre in Deutschland, pendelte den Rest seines Lebens zwischen London und Paris, zunächst als Teilhaber eines Weinhandels, der wohl grandios scheiterte, und dann auf Wunsch Ludwigs XVIII. als Intendant des Théatre Italien sowie der Opéra; damit war er aber ebenfalls nicht besonders erfolgreich. 1821 kehrte er endgültig nach London zurück.
Viotti muss ein großartiger Violinvirtuose gewesen sein. Seine Violin- konzerte - 29 an der Zahl - beeindrucken weniger durch artistische Mätzchen als vielmehr mit herrlichen Melodien, Anmut und einer überaus modernen harmonischen Gestaltung. Sie wurden zum Vor- bild für eine ganze Generation, und prägten die französische Violin- schule mit stilistischen Modellen, die von Pierre Rode, Pierre Baillot und Rodolphe Kreutzer, aber auch von Mozart, Beethoven und Brahms bewundert und weitergeführt wurden.
Das Label Dynamic hat die erste Gesamteinspielung seiner Konzerte für Violine und Orchester vorgelegt, mit Franco Mezzena als - glanzvollem - Solisten, der zugleich die Symphonia Perusina leitet. Die vorliegende Box enthält die CD 3, 6 und 7 daraus mit den Konzer- ten Nr. 5, 6, 7, 9, 13, 15, 16, 17 und 23. Ich kann die Aufnahme sehr empfehlen - und es ist wundervolle Musik, an der Schwelle von der Klassik zur Frühromantik, mitunter mit einem Hauch galanter Nostal- gie.
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