Das Collegium Vocale Gent, ins Leben gerufen und bis zum heuti- gen Tage geleitet von Christoph Herreweghe, hat Bachs Motetten erneut eingespielt - und unter- streicht damit, dass es auch mehr als 40 Jahre nach seiner Gründung noch immer zu den besten Ensem- bles weltweit gehört. Je nach Projekt finden sich in Chor und Orchester handverlesene Profis zusammen, die auf die jeweilige Epoche spezialisiert und zudem exzellent aufeinander eingespielt sind - diese Aufnahme zeugt davon.
Dabei vertritt Herreweghe keineswegs revolutionäre Positionen. In der aktuellen Auseinandersetzung um die Besetzung beispielsweise, in der Bachs Werke zu Lebzeiten des Thomaskantors aufgeführt worden sind, plädiert er für diejenige Lösung, die Bachs Musik jeweils am besten zur Geltung bringt. Das kann eine sehr kleine Besetzung sein, aber auch eine relativ große, zusätzlich verstärkt durch Instrumenta- listen, die die Stimmen der Sänger colla parte verdoppeln, um "die Sänger zur unterstützen, den Klang zu verstärken, die Palette an Klangfarben und die Dynamik zu bereichern, und damit den tiefen Sinn des Werkes noch mehr hervorzuheben", schreibt Herreweghe in dem sehr informativen Beiheft.
"Man kann sich leicht in den Windungen der vokalen Virtuosität ver- lieren, im Ästhetizismus, in willkürlich überzeichneten Rhythmen, 'Verspieltheit' oder künstlichen Ausdrucksformen", so der Kapell- meister. "Wir haben versucht, uns an eine einzige Richtlinie zu halten: die Partitur singen und spielen in der Art eines 'inspirierten und jungen Predigers', der mit dem Vortrag dieses Textes das Ziel hätte, seine Gemeinde zu berühren und damit zu überzeugen - denn die Emotion ist es, die die Kraft der Überzeugung stärkt."
Entstanden ist so eine der besten derzeit verfügbaren Aufnahmen; ich finde sie in sich stimmig, sehr sensibel und ausgesprochen dicht an Bachs Notentext. Man darf gespannt bleiben, was Herreweghe mit seinem Label Phi, das er im vergangenen Jahr gegründet hat, als nächstes unternimmt. Mahler, Brahms und Bach - die bisherige Aus- wahl lässt die Ambitionen der Musiker ahnen.
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