"Ich lebe nicht für den Gewinn, sondern für den Ruhm", schrieb Gaetano Donizetti 1828 an seinen Lehrer Giovanni Simone Mayr, "und seien Sie versichert: Wenn es mir gelänge, eine Medea zu schaf- fen, wäre ich glücklich, danach zu sterben."
Was aber begeisterte die Zeitge- nossen einst an Medea in Corinto? Diese Oper wurde von Johann Simon Mayr nach einem Libretto von Felice Romani und im Auftrage des Teatro San Carlo in Neapel komponiert. Dort wurde das Werk 1813 auch erstmals aufgeführt. Es war damals sehr erfolgreich, und war einige Jahre lang auch auf an- deren europäischen Bühnen durchaus präsent.
Das Theater St. Gallen hat sich 2009 erstmals wieder an Mayrs Oper gewagt. Als Grundlage für die Inszenierung stand eine quellenkriti- sche Neuausgabe des Verlages Ricordi zur Verfügung. Die Handlung ist gleich in mehrfacher Hinsicht so unmoralisch, das man sich fragt, wie so etwas im 19. Jahrhundert überhaupt vor Publikum gelangen konnte. Es geht um die Hochzeit des Helden Jason mit der Tochter des Königs Kreon, Kreusa. Die Sache ist deshalb pikant, weil das Brautpaar eigentlich nicht mehr frei ist: Kreusa ist Ägeus verspro- chen, dem König von Athen. Und Jason ist mit Medea verheiratet, die ihm seinerzeit half, das Goldene Vlies aus ihrer Heimat Kolchis zu rauben. Er hat zwei Kinder mit ihr. Doch angeblich liebt er sie nicht mehr; und warum er nun Kreusa heiraten will, das äußert er ziemlich offen: Sie kann ihm etwas geben, das Medea nicht zur Verfügung steht - ein Königreich.
Also wird Medea in die Verbannung geschickt; Jason gibt vor, damit ihr Leben zu retten. Doch statt Korinth zu verlassen, stört Medea gemeinsam mit Ägeus, der mittlerweile eingetroffen ist, die Hoch- zeitsfeierlichkeiten. Ägeus versucht, seine Braut zu entführen. Dies scheitert, und die beiden Aufrührer werden gefangen gesetzt. Nun soll das Brautpaar endlich vermählt werden. Doch die Rache der Medea ist grausam. Sie schenkt Kreusa ein vergiftetes Kleid, das die junge Frau zu Asche verbrennt, und tötet dann ihre Söhne. Diese honette Geschichte wird mit einer Musik serviert, die Mozart noch näher ist als Verdi. Bei dieser Aufnahme hört man allerdings, bei allem Enga- gement, dass die Möglichkeiten eines Stadttheaters limitiert sind.
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