Originalwerke für Klavier zu vier Händen von tschechischen Kom- ponisten finden sich auf dieser CD. Ihre Biographie hat zudem durch- weg einen Bezug zur Stadt Prag, so dass die Stücke auch aufzeigen, wie sie sich Musikwelt in der Goldenen Stadt innerhalb von etwa hundert Jahren verändert hat.
Die Slawischen Tänze op. 46 von Antonín Dvorák entstanden 1878. Der Berliner Verleger Fritz Sim- rock war durch Johannes Brahms auf den jungen Tschechen hinge- wiesen worden, und beauftragte ihn, Klaviermusik zu vier Händen zu komponieren, analog Brahms' Ungarischen Tänzen. Seine Kalkulation ging auf: Auch Dvoráks sieben Tänze waren ein großer Erfolg.
Zdenek Fibich war ein Schüler Bedrich Smetanas. Er war Kapellmei- ster, Chorleiter und schließlich Operndramaturg an Nationaltheater in Prag. Seine Sonate in B-Dur op. 28 für Klavier zu vier Händen widmete er "seinem lieben Freund Antonín Dvorák".
Erwin Schulhoff stammte aus Prag. Das hochbegabte Kind verdankte es einer Empfehlung Dvoráks, dass er bereits mit sieben Jahren Klavierunterricht bei Jindrich Kahn erhielt, und wenig später ins Konservatorium aufgenommen wurde. Schulhoff studierte in Wien, Leipzig, Köln und Berlin, unter anderem bei Max Reger. Er gehörte zu den ersten europäischen Komponisten, die den Jazz als Inspirations- quelle nutzten. Auch sonst engagierte sich Schulhoff im Sinne der musikalischen Avantgarde; in den 30er Jahren wandte er sich aller- dings dem "sozialistischen Realismus" zu, begann, Propaganda-Musik zu schreiben, und wollte in die Sowjetunion übersiedeln. Das ist ihm dann leider nicht mehr geglückt. 1941 wurde er verhaftet und auf der Wülzburg bei Weißenburg in Bayern interniert. Dort starb er im August 1942 - halb verhungert, krank, erschöpft und entkräftet. In seinem Werk Ironien op. 34 parodiert er die Musik der versunkenen Donaumonarchie - und die musikalischen Moden der Nachkriegszeit.
Abschließend erklingen auf dieser CD die Variationen über ein Thema von Pergolesi von Ilja Hurník. Dieses Werk aus dem Jahre 1985, das mit dem Grand Prix des Kompositionswettbewerbes für Klavierduo der Piano Assoziation of Japan ausgezeichnet würde, ist hier in Welt- ersteinspielung zu hören.
Auch Pianistin Romana Danhel-Kolb stammt aus Prag. Beim Studium in der Klavierklasse von Professor Grigory Gruzman lernte sie Oliver Kolb kennen. Das Paar musiziert seit 2005 gemeinsam, und hat sich auf das vierhändige Klavierspiel spezialisiert. Diese CD belegt, dass eine eheliche Harmonie sich auch auf das Konzertieren positiv aus- wirkt; das Klavierduo Danhel-Kolb spielt präzise abgestimmt, mit Sinn für Klangfarben und einer gehörigen Portion Temperament.
Donnerstag, 7. Juni 2012
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