Blockflöten vom Sopranino bis zum Subkontrabass sind, wenn man das schreiben darf, die eigentlichen Helden dieser CD. In der Musik der Barockzeit wurden sie verwendet, um bukolische Szenerien zu zeichnen, und sanfte Affekte auszudrücken - Liebe, Sehnsucht, milde Trauer. Das Collegium "Flauto e voce" führt hier vor, dass die Komponisten Flöten auch gerne benutzten, um Vogelgesang zu imitieren.
Dabei trat zunehmend auch die Traversflöte auf den Plan, die schließlich die Blockflöten verdrängte. Dass dies ein Verlust war, wird jeder bestätigen, der diese CD angehört hat. Denn das Gezwitscher des Sopraninos und der sanfte, warme Klang seiner größeren Geschwister unterscheiden sich doch recht deutlich vom silbrigen, klaren, mitunter sogar metallisch scharfen Sound der Böhm-Flöte, die dann ihrerseits die Traversflöte abgelöst hat und heute dominiert.
Glücklicherweise hat die Beschäftigung mit historischer Aufführungs- praxis die Blockflöte vom Nimbus des Kinderinstrumentes befreit. Es gibt wieder Blockflötenvirtuosen. Mitunter spielen sie, wie hier Peter Thalheimer und Eva Praetorius, auch die Traversflöte. Gemeinsam mit den Blockflötistinnen Claudia Lange, Daniela Holweg und Moni- que Michel demonstrieren sie hier, wie reizvoll ein gut aufeinander abgestimmtes Flöten-Ensemble klingen kann. Komplettiert wird diese Besetzung gelegentlich noch durch den Generalbass; dieser Part wird übernommen von Verena Kronseder, Viola da gamba, Bernward Lohr, Cembalo, und Johannes Vogt, Theorbe.
Die Komponisten des Barock liebten das Spiel mit Affekten und Klang- farben. So überrascht auch diese CD mit ungemein abwechslungs- reichen Stücken - Susan Eitrich, Sopran, und Ute Kreidler, Mezzo- sopran, werden durch die unterschiedlichsten Instrumente begleitet. Vom "klassischen" Altblockflötenpaar über Quartett und Quintett bis hin zu regelrechten Solopartien im Dialog mit der Singstimme sind etliche Varianten vertreten. Reinhard Keiser beispielsweise kombi- nierte in Kleine Vöglein, eure Scherze aus seiner Oper Arsinoe Sopran und vier Altblockflöten. Jean-Baptiste Lully ließ das Air Tout ce que j'attaque se rend in seinem Ballet de cour Le Triomphe de l'Amour für Sopran durch die gerade erst entwickelte Traversflöte sowie drei tiefe Blockflöten begleiten. Und Michel Pignolet de Monteclair setzte in seinem Opéra-Ballet Les Festes de l'été einen Mezzosopran gemein- sam mit Sopranino- und Sopranblockflöte ein - und mit einer Travers- flöte, die er für die Bassstimme nutzte. Mit solchen Klangeffekten geht es munter weiter. So wird beim Hörer garantiert keine Langeweile aufkommen - und die gelungene Interpretation lässt die Laune weiter steigen. Gratulation an alle Beteiligten - dies ist mit Sicherheit das spannendste Konzeptalbum des Jahres!
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