Giovanni Paolo Bottesini (1821 bis 1889), der wohl größte Virtuose aller Zeiten am Kontrabass, kam durch einen Zufall an dieses Instrument: Als er, noch nicht ein- mal 14 Jahre alt, ein Geigenstu- dium am Mailänder Konservato- rium beginnen wollte, benötigte Bottesini ein Stipendium. Eine solche Finanzhilfe gab es 1835 aber nur in den Fächern Fagott und Kontrabass. Also spielte Bottesini nach einer Vorbereitungszeit von wenigen Wochen auf dem Kontra- bass vor - und erhielt einen Platz in der Klasse von Luigi Rossi.
Die Anekdote, wie der angehende Student sich in der Aufnahmeprü- fung für seine Intonationsmängel entschuldigt haben soll, wird unter Musikern noch heute gern erzählt. Der Junge sprach zur Jury: "Sento o Signori, di stonare, ma quando saprò dove posare le dita, allora non stonerò più!" Doch er lernte sehr schnell. Jahre später urteilte der Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick, der bekanntlich kein Freund italienischer Musik war: "Ein widerspenstigeres Material für die Bravour kann es aber kaum geben, als den Contrabass, und einen vollkommeneren Bändiger desselben auch nicht, als Bottesini. Glaubt jemand, das Staunen über technische Virtuosität verlernt zu haben, bei Bottesinis Production wird er es wieder lernen."
Wer die Werke des Kontrabass-Virtuosen spielen will, der sollte freilich schon ziemlich präzise wissen, wohin er seine Finger setzen muss - und nicht nur schöne Töne, sondern auch einige Geschwindig- keit entwickeln. Denn hier sind wirklich alle Raffinessen gefragt, um das große Instrument zum Singen zu bringen, von sonorer Tiefe bis hin zu fast unwirklichen Flageolettklängen.
Francesco Siragusa, erster Solo-Kontrabassist an der Mailänder Scala, gelingt das exzellent. Seinem Spiel zuzuhören, ist rundum ein Ver- gnügen. Da sitzt jeder einzelne Ton, und jede Phrase ist so perfekt gestaltet, wie man es sich nur wünschen kann. Roberto Paruzzo am Klavier sekundiert dem Solisten dabei; und man spürt, dass hier ein eingespieltes Team am Werke ist, das sich bestens abgestimmt hat. Bravi!
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