Das Ensemble Musica Florea, 1992 von dem Cellisten Marek Stryncl gegründet, hat sich einmal mehr auf die Suche nach den Werken des Komponisten Jan Dismas Zelenka (1679 bis 1745) begeben. Diese CD beweist, dass da noch immer viel zu entdecken ist. Sie beginnt mit dem Magnificat ZWV 107, für Solo-Sopran, Chor und Orchester, gefolgt von der Weihnachtsmotette O magnum mysterium ZWV 171. Dabei handelt es sich um die Paro- die einer Arie aus dem Melodrama Sub olea pacis, das Zelenka 1723 für die Prager Jesuiten zu den Feierlichkeiten anlässlich der Krönung Karls VI. komponiert hatte. Der Komponist schrieb ein neues Rezitativ, gab der Arie einen neuen Text und fügte der Besetzung Flöten hinzu, um das pastorale Idyll zu unterstreichen, in dem das Jesuskind in den Schlaf gewiegt wird.
Mit der "goldenen Stadt", wo Zelenka seine Jugend verbracht und seine Ausbildung absolviert hatte, blieb der Komponist zeitlebends in Verbindung. Seine Musik war in Prag präsent; so ist beispielsweise die Missa Nativitatis ZWV 8 in der Musiksammlung der Jesuitenkir- che St. Nikolaus auf der Kleinseite in einer Abschrift aus dem Jahre 1736 zu finden. Entstanden war das Werk zehn Jahre vorher, 1726, für die weihnachtliche Kirchenmusik am Dresdner Hof.
Dort wirkte Zelenka seit 1710 als Kontrabassist; nach seinem Erfolg mit der Prager Krönungsmusik komponierte er zunehmend auch Sakralmusik für seinen Dienstherrn, August den Starken. Dennoch erhielt er nicht die erhoffte Anstellung als Hofkapellmeister. Augusts Sohn und Erbe, Kurfürst Friedrich August II., ernannte ihn schließ- lich zum Hofkomponisten und Kirchen-Compositeur. Es wird oft darüber spekuliert, warum Hasse die Stelle bekam, die Zelenka versagt blieb. Die Antwort dürfte deutlich einfacher sein, als die Musikwissenschaftler vermuten: Stars feierte der Hof auf der Opernbühne; was in Kirche und Kammer erklang, das dürfte wohl eher als Gebrauchsmusik betrachtet worden sein.
Nun denn - wenn die Musik, die fromme Andacht mit höfischem Repräsentationsanspruch verknüpfte, damals in Dresden durchweg das Niveau und den handwerklichen Anspruch dieser Missa Zelenkas hatte, dann wurden die Wettiner, ihre Höflinge und Gäste seinerzeit auch in der Kirche exzellent beschallt. Es ist beeindruckend, wie individuell Zelenka in seiner Musik den Text der Messe auslegt und - unterstrichen durch die Instrumentierung mit Traversflöten, Oboen und Waldhörnern - pastorale Akzente setzt.
Wann und aus welchem Anlass die Motette Chvalte Boha silného ZWV 165 entstanden ist, das wird wohl im Dunkel der Geschichte verbor- gen bleiben. Interessant ist das Werk, eine Vertonung von Psalm 150, weil es die einzige überlieferte Komposition Zelenkas auf einen Text in tschechischer Sprache ist - und weil der Komponist darin die verschiedenen Instrumente, mit denen Gott gelobt werden soll, mit Orchesterinstrumenten wundervoll imitiert, man höre nur Violine und Viola im pizzicato als Laute und Zither.
Das Ensemble Musica Florea hat an diesen anspruchsvollen Aufgaben spürbar Vergnügen. Es wird mit großem Engagement musiziert. Dies gilt nicht nur für die Instrumentalisten, sondern auch für die Sängerinnen und Sänger. Man mag es kaum glauben, doch der Chor, den man hier hört, ist in jeder Stimme nur dreifach besetzt - und an den Soli sind nahezu alle Sänger beteiligt. Bravi!
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