Auch nachdem er 1723 sein neues Amt als Thomaskantor angetreten hatte, blieb Johann Sebastian Bach seinem früheren Dienstherrn doch als Hofkapellmeister verbunden. Und zu besonderen Anlässen lieferte er weiterhin Musik für den Köthener Hof.
So schrieb er, wahrscheinlich 1725, zum Geburtstag der jungen Fürstin, die Glückwunschkantate Steigt freudig in die Luft BWV 36a. Für diese musikalische Gratulation an Prinzession Charlotte Friederike Amalie von Nassau-Siegen, die zweite Gemahlin von Fürst Leopold, griff Bach sehr weitgehend auf seine Kantate Schwingt freudig euch empor BWV 36c zurück.
Genau anders herum verfuhr er offenbar bei der 1718 zum Geburtstag des Fürsten komponierten Glückwunsch-Serenata Der Himmel dacht’ auf Anhalts Ruhm und Glück BWV 66a - sie formte er später, 1724, um zur Osterkantate Erfreut euch, ihr Herzen BWV 66. Das ist ein glücklicher Umstand, denn eigentlich sind die Noten dieser musikali- schen Geburtstagspräsente verloren. Die Textbücher aber blieben erhalten, und Alexander Ferdinand Grychtolik hat damit die beiden Werke rekonstruiert.
Zu den Köthener Bachfesttagen 2012 sind sie erstmals wieder erklun- gen, und der Mitschnitt ist nun bei Rondeau auf CD erschienen. Es sind ausgesprochen repräsentative Geburtstagsständchen, muss man sagen. Fürst Leopold wird gar durch Fama, die Göttin des Ruhms, und durch die Glückseligkeit höchstselbst gepriesen. Gudrun Sidonie Otto, Wiebke Lehmkuhl, Hans Jörg Mammel und Carsten Krüger sowie die Mitteldeutsche Hofmusik unter ihrem Gründer Alexander Grychtolik lassen erahnen, wie es seinerzeit geklungen haben mag, als die Sänger und die Musiker der Hofkapelle zu den Feierlichkeiten aufspielten. Gewünscht haben sich die Leute vor fast 300 Jahren übrigens nichts anderes als heute: Gesundheit, Glück und ein langes Leben.
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