Den Spuren antiker Wasserwesen folgt Katharina Bäuml mit ihrem Ensemble Cappella de la Torre, quer durch die Musik des des 16. und
17. Jahrhunderts. Die Musiker haben eine Menge interessanter Werke herausgesucht – beispielsweise von Luca Marenzio (1553 bis 1599), Adrian Willaert (1490 bis 1562), Thomas Morley (1557 bis 1602), Orlando di Lasso (1532 bis 1594), Tomás Luis de Victoria (1548 bis 1611) oder Lorenzo Allegri (1567 bis 1648). Von imaginären menschen- ähnlichen Wesen wie den Fluss- göttern und den Quellnymphen bis hin zum vor seinem Tode singenden Schwan tummeln sich darin die verschiedensten mythischen Gestalten. Denn in der Renaissance wurde die antike Literatur wiederentdeckt – und mit ihr ein Paralleluniversum, dessen literarische Bewohner mit dem Christentum zumeist nicht ohne weiteres in Übereinstimmung zu bringen waren.
Die Künstler und ihre Auftraggeber hat das offenbar nicht gestört. Die beiden Welten treten auch in der Musik in spannungsvolle Wechsel- beziehungen, wie diese CD zeigt: Maria wird zum maris stella, der den Gläubigen den Weg auf ihrer Lebensreise weist. In einem Gesang von Josquin Desprez ruft ein Teil der Sänger die Nymphen herbei, auf dass sie trauern helfen – während andere Stimmen einen Psalmtext vortragen, der auf die Vorpassionszeit verweist. Und Baccio Moschini lässt den Flussgott Tiber höchstpersönlich auftreten, um einem Brautpaar von höchstem Stande zu huldigen.
So wird deutlich, dass das Wasser Komponisten fasziniert hat, lang bevor Barockmusiker das Eintauchen der Ruder oder das stürmisch bewegte Meer effektvoll in Musik verwandelt haben. Die Musiker um Katharina Bäuml lassen die Frösche quaken, und die Sirenen singen; die acht Instrumen- talisten, die auf historischen Musikinstrumenten brillieren, werden dabei unterstützt durch die Sopranistin Cécile Kempenaers und Altus Benno Schachtner. Ein farben- und abwechslungsreiches, klug zusammenge- stelltes Programm – sehr erfreulich!
Dienstag, 11. August 2015
Water Music - Tales of Nymphs and Sirens (Deutsche Harmonia Mundi)
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