Dienstag, 18. August 2015

Mozart: Die Entführung aus dem Serail (Deutsche Grammophon)

„Bei Mozart ist man immer Teil des Ganzen, wie ein Instrument, das seinen Part hat, aber ohne die Partner nicht existieren kann“, so äußerte sich Rolando Villazón kürzlich in einem Interview. Der Tenor beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit den Opern und Arien von Wolfgang Amadeus Mozart. In dem Langzeitprojekt erarbeitet er sich alle großen Tenorpartien des Kompo- nisten. Was in Salzburg mit Il re pastore und Lucio Silla begann, das findet seine Fortsetzung mittlerweile mit konzertanten Aufführungen im Festspielhaus Baden-Baden. Auf CD erschienen sind bereits Don Giovanni und Cosi fan tutte; nun folgte Die Entführung aus dem Serail
Einmal mehr musiziert das Chamber Orchestra of Europe unter Yannick Nézet-Séguin – und erneut erweist sich dieses Orchester als ein Glücksgriff; es spielt brillant, und folgt sensibel jedem Wink seines Dirigenten. Die Chöre singt mit Schwung das Vocalensemble Rastatt. Diana Damrau und Anna Prohaska überzeugen als Konstanze und Blonde. Man kann hier zwei ziemlich moderne junge Damen erleben: Prohaska gestaltet ihre Zofe sehr überzeugend, mit Leidenschaft und einer Durchsetzungsfähigkeit, die alles Unglück auf Distanz hält. Franz-Josef Selig gibt einen köstlich komischen Osmin; dem Fräuleinwunder, das ihm eigentlich als Sklavin geschenkt wurde, ist dieser Palastaufseher nicht gewachsen. Damraus grandioser Koloratursopran wirkt mitunter schon fast dramatisch; sie macht das Ringen der entführten Konstanze hörbar, die schwer zu kämpfen hat, dem Bassa Selim zu widerstehen. Den spricht Thomas Quasthoff, gekonnt und sehr kultiviert, doch mit seinen Drohungen weit weniger überzeugend als in seinem Werben. Das nimmt der Figur leider eine Dimension. Den Belmonte singt Rolando Villazón, seinen Diener Pedrillo der junge Tenor Paul Schweinester. Trotz aller Tonmeisterkunst: Nicht jeder Ton ist Gold, der da glänzen sollte. Dennoch gefällt mir die Einspielung, weil sie so wunderbar theatralisch ist. Die Handlung ist hier nicht nur Vorwand für einige der schönsten Arien der Opernhistorie; die Beteiligten gestalten insbesondere auch die Dialoge und Ensembles mit enormer Spielfreude, was tatsächlich hörbar ist. Bravi!

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