Mittwoch, 10. August 2016

Telemann: 12 Fantaisies pour la Basse de Violle (Coviello)

„Von Telemannischer Music sind folgende neue Werke, in nicht gar langer Zeit, ans Licht getreten, und bey deren Verfasser zu bekommen“, vermeldete der Hamburger Relations-Courier am 12. Januar 1736 – unter anderem: „(4) Zwölf Fantasien für die Violine, ohne Baß, 1 Fl. 4; (5) Dergleichen für die Gambe.“ 
Erschienen sind sie also zweifelsfrei, die 12 Fantaisies pour la Basse de Violle von Georg Philipp Telemann, erfasst wurden sie als TWV 40: 26-37. Generationen von Musikern und Musikhistorikern haben nach dem Werk gesucht – allein es fand sich, trotz aller Bemühungen, nicht ein einziges Exemplar dieses Druckes. Das Werk galt schließlich, eine bessere Marketingstrategie hätte sich selbst der mit allen Wassern gewaschene Telemann nicht einfallen lassen können, als das verschollene Bernstein- zimmer der solistischen Gambenmusik. 
Dem Gambisten Thomas Fritzsch ist es nun gelungen, diesen Schatz zu heben: Nach einem Hinweis des französischen Musikwissenschaftlers Francois-Pierre Goy fand er auf Schloss Ledenburg in der Privatbibliothek der Dichterin Eleonore von Münster (1734 bis 1794) ein Exemplar des Erstdrucks von 1735. Gemeinsam mit Günter von Zadow publizierte er in der Edition Güntersberg eine Notenausgabe, und spielte das Werk bei Coviello Classics ein. Schon allein das ist ohne Zweifel eine Sensation. 
Beim Anhören wird man feststellen: Alle Mühen haben sich gelohnt. Telemanns Fantasien für Viola da gamba sind ohne Zweifel ein bedeu- tendes Werk des Komponisten, den man nicht länger unterschätzen sollte. Sie sind unglaublich abwechslungsreich; die Formen reichen von der kunstvollen kanonischen Imitation bis hin zum nicht minder souverän gestalteten Tanz und vom komplexen, kontrapunktisch gearbeiteten Satz bis hin zu fugierenden Sätzen. Auch melodisch hat Telemann hier das Füllhorn ausgegossen; dabei beweist er zudem eine sehr weitgehende Kenntnis der Spielmöglichkeiten des Instrumentes. Er fordert den Solisten, aber seine Musik ist der Gambe stets angemessen. „Es sind nicht in allen Muscheln Perlen, aber man muss sie alle durchsuchen“, schreibt das Label im Programmheft. In diesem Falle wurde gleich eine ganze Perlenkette wiederentdeckt – unbedingt anhören

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