Bei der Deutschen Grammophon ist nun die vierte Aufnahme der von Rolando Villazón und Yannick Nézet-Séguin initiierten Mozart-Opern-Reihe erschienen – sieben sind ins- gesamt geplant. Nach Don Giovanni, Così fan tutte und Die Entführung aus dem Serail ist nun Le Nozze di Figaro zu hören, aufgezeichnet im Juli 2015 in Kooperation mit dem Festspielhaus Baden-Baden.
Die Oper wurde konzertant, in italie- nischer Sprache, ungekürzt und in der von Mozart vorgegebenen Abfolge aufgeführt; somit erklingt Le nozze di Figaro auch im Mitschnitt in voller Länge. Auf den drei CD gibt es daher einiges zu entdecken; Rolando Villazón beispielsweise, der den Musikmei- ster Basilio singt, ist hier mit der Arie In quegli anni in cui val poco zu erleben, die üblicherweise gestrichen wird. Was er aus der eher peinlichen Erzählung macht, das ist schon große Komödie.
Sonya Yoncheva übernahm wohl recht kurzfristig anstelle von Diana Damrau die Rolle der Gräfin. Die Leidenschaft, mit der sie ihre Figur ausstattet, überrascht beinahe ein wenig – und ihre Technik ist eine Offenbarung, jede Phrase ein Genuss. Fabelhaft ist auch Christiane Karg in der Partie der Susanna; keck und beweglich in den Rezitativen, schlank und silbrig in den Arien. Man fragt sich allerdings einmal mehr, was sie an diesem Figaro findet, den Luca Pisaroni hier ziemlich rauhbeinig auftreten lässt. Dafür gestaltet Thomas Hampson seinen Grafen Almaviva enorm differenziert; man spürt seine Liebe zum Liedgesang. Allein die Koloraturen wollen ihm nicht recht gelingen. Klanglich sind sich Herr und Diener verblüffend ähnlich.
Als Cherubino ist Angela Brower zu hören, als Marcellina Anne Sofie von Otter, als Bartolo Maurizio Muraro, als Barbarina Regula Mühlemann, als Richter Don Curzio Jean-Paul Fouchécourt und als Gärtner Antonio Philippe Sly. Ein besonderes Lob verdient hat das Vocalensemble Rastatt, das die Chorpassagen hinreißend interpretiert.
Die Instrumentalisten können leider nicht ebenso überzeugen. Das Chamber Orchestra of Europe lässt unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin in der Ouvertüre die Sektkorken knallen – doch Rasanz allein ersetzt noch keine Raffinesse. Das zeigt sich auch im weiteren Verlauf des Abends, wo das Orchester zwar historisch informiert, aber insgesamt doch sehr brav aufspielt. Man freut sich auf prickelnden Champagner, doch dann gibt's lauwarmen Schaumwein. Eine Referenzaufnahme ist das nicht; schade.
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