„2016: Nach langem Stillschweigen schicken sich Heerscharen von MusikwisssenschaftlerInnen und MusikerInnen an, Frobergers Leben und Werk zu durchscannen“, ätzt Wolfgang Glüxam im Beiheft zu dieser CD. Der Grund dafür: Am
18. Mai 1616 kam Johann Jacob Froberger in Stuttgart zur Welt. Über seinen Lebensweg wurde in diesem Blog bereits ausführlich berichtet. Erinnert sei aber daran, dass die Zeiten damals hart waren – 1618 brach ein Krieg aus, der als der Dreißigjährige in die Geschichte eingehen sollte, und auch Süddeutschland nicht verschonte, wo Johann Jacob Frobergers Vater Basilius als Hofkapellmeister tätig war. Seine Söhne erhielten offenbar alle eine exquisite Ausbildung, denn allein vier der Geschwister waren ebenfalls in der Stuttgarter Hofkapelle angestellt. 1637 aber erlagen beide Eltern der Pest.
Im gleichen Jahr wurde Johann Jacob Froberger Hoforganist in Wien – und wurde von seinem neuen Dienstherrn sogleich zum Studium nach Italien geschickt, nach Rom, zu Girolamo Frescobaldi. Auch später verbrachte Froberger sehr viel Zeit auf Reisen; er kam weit herum, und schloss viele Bekanntschaften und Freundschaften. Auch in seiner Musik haben diese Reisen Spuren hinterlassen; zum einen in diversen Programm- musiken, zum anderen in Form musikalischer Nachrufe, Lamenti oder Tombeaus, auf Herrscher, Gönner und Kollegen.
Es liegt daher nahe, wenn auch Glüxam mit seiner CD an diese Reisen erinnert – auch wenn er sich in seinem Programm weit weniger konkret damit auseinandersetzt als Magdalena Hasibeder, deren nahezu gleich- namige Doppel-CD in diesem Blog kürzlich vorgestellt worden ist. Ein wenig erstaunlich finde ich allerdings, dass selbst zum Jubiläum eher wenig Trubel um Froberger zu verzeichnen war. Von Heerscharen jedenfalls ist nichts zu erschauen.
Und so bleibt Froberger weiterhin vor allem ein Rätsel der Musikgeschich- te. Sein Nachlass, soweit er im Besitz seiner Mäzenin Herzogin Sybilla von Württemberg verblieben ist, gilt nach wie vor als verschollen. Zwar kommen hin und wieder neue Werke zum Vorschein – doch wie diese Musik im Stylus phantasticus letztendlich zu spielen ist, das könne nur der wissen, der „das Stuck von seiner Handt gelernt, Grif vor Grif“, zitiert Glüxam, nicht ganz korrekt, die Herzogin, denn „wer die Sachen nit von ihme Hern Froberger seliger gelernet, unmüglich mit rechter Discretion zuschlagen, wie er sie geschlagen hat“.
Wolfgang Glüxam, als Cembalist ein Schüler von Ton Koopman und als Organist ein Student von Alfred Mitterhofer, hat sich Frobergers Musik sorgsam aus den Noten erarbeitet und dabei durchaus überzeugende Lösungen gefunden. Er musiziert auf einem mitteltönig gestimmten flämischen Cembalo aus der Werkstatt von Willem Kroesbergen, Utrecht, sowie auf der ältesten Orgel in Wien, erbaut von Johann Wöckherl im Jahre 1642. Sehr hörenswert!
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