Schon zum zweiten Mal hat der Vatikan die Tore der Sixtinischen Kapelle für eine Studioaufnahme der Deutschen Grammophon geöffnet. Auf dieser CD singt der älteste Chor der Welt, der Päpstliche Chor der Sixtinischen Kapelle, unter der Leitung von Massimo Palombella ausschließlich Werke von Giovanni Pierluigi da Palestrina (?1525 bis 1594). Er war selbst Mitglied der Päpstlichen Kapelle und gilt als Erneuerer und Retter der Kirchen- musik.
Diese war im Umfeld des Konzils von Trient in die Kritik geraten, weil die polyphonen Gesänge oft derart üppig erblühten, dass der Text nicht mehr zu verstehen war. Auch nahmen Kirchenvertreter Anstoß an der sogenannten Parodiemesse auf der Basis bekannter weltlicher Melodien, die im Original häufig alles andere als fromm waren. Mit der Missa Papae Marcelli, die die Forderungen der Kritiker geradezu vorbildlich erfüllte, zeigte Palestrina, dass polyphone Musik und Textverständlichkeit durchaus kein Widerspruch sein müssen.
Die Missa Papae Marcelli steht auch im Mittelpunkt dieser CD; sie erklingt hier zum ersten Male in der Fassung der kritischen Edition nach der Erstausgabe aus dem Jahre 1567. Anlässlich des Heiligen Jahres, das jüngst zu Ende gegangen ist, sind zudem Motetten zum Thema Barm- herzigkeit zu hören. Sie werden gerahmt von der Motette Tu es pastor ovium, komponiert zur Krönung von Papst Sixtus V. Im Jahre 1585, und einem abschließenden Ave Maria. Auch hier finden sich Erstaufnahmen.
Was die Qualität seines Chores angeht, ist der Heilige Vater derzeit leider eher nicht zu beneiden. Dennoch wird das Album, nicht zuletzt aufgrund der großen Tradition des Ensembles, nicht nur unter den Katholiken seine Liebhaber finden.
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