Wselowod Petrowitsch Saderatski (1891 bis 1953) gehört zu jenen Komponisten, die Verfolgung und Not durchlitten und dennoch großartige Musik geschrieben haben. Dass er Bürgerkrieg und Stalinzeit überlebt hat, das ist schon an sich ein Wunder.
Denn Saderatski stammte aus einer russischen Adelsfamilie. Während seines Studiums am Moskauer Konservatorium war Saderatski der Klavierlehrer des Zarensohns und Thronfolgers Alexej Romanow. Und im Bürgerkrieg kämpfte er unter General Denikin als Offizier der Weißen gegen die Rote Armee. Nach der Gefangennahme rettete Saderatski sein Klavierspiel das Leben - Felix Dsershinski, der Leiter der kommunistischen Geheimpolizei, hörte ihm zu, und schickte ihn dann in die Verbannung.
Der Lebensweg des Komponisten, ausführlicher nachzulesen in diesem Blog an anderer Stelle, war geprägt von Verfolgung, Haft und Schikane. Selbst wenn er ab 1949 am Konservatorium in Lemberg unterrichten konnte, durfte seine Musik weder im Druck veröffentlicht noch aufgeführt werden. Das Beiheft zu dieser CD-Box ist voll von erschütternden Anekdoten aus jenen Jahren des Grauens.
Jascha Nemtsov, selbst Sohn eines Gulag-Überlebenden, engagiert sich seit Jahren für die Wiederentdeckung der Musik von Saderatski. Nicht wenige Werke des Komponisten sind leider verloren. In dieser Box stellt Nemtsov auf fünf CD nun die Klaviermusik vor, soweit sie überliefert ist. Enthalten sind, neben den 24 Präludien und Fugen, die Nemtsov bereits separat veröffentlicht hatte, die Zyklen Die Heimat, Die Front und Legenden aus den 40er Jahren, drei Klaviersonaten, 24 Präludien aus dem Jahre 1934, sowie Das Album der Miniaturen, Porzellantassen und Mikroben der Lyrik, entstanden 1929/30.
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