Emotions, Gefühle, nannten Alexandra Troussova und Kirill Troussov ihre jüngste CD. Die Geschwister, die sich dem Klavier und der Geige verschrieben haben, offenbaren mit dieser Entscheidung erneut eine Vorliebe für intelligent gestaltete Konzeptalben. Denn schon ihr Debüt bei Dabringhaus und Grimm, mit dem Titel Memories, überraschte mit höchst sachkundiger Musikauswahl – und mit exzellenter musikalischer Qualität.
Das gilt ohne Einschränkungen auch für Emotions. Auf dieser CD haben die beiden Musiker um die Violinsonate von César Franck und die Sonate für Violine und Klavier in G-Dur von Maurice Ravel noch drei kleinere Werke gruppiert, die aber keineswegs unbedeutend sind. Schon die beiden Stücke zu Beginn, Mélancolie und Andantino quietoso op. 6, machen deut- lich, dass der Organist Franck in seiner Kammermusik nicht nur techni- sche Brillanz, sondern in erster Linie auch die Gabe fordert, wunderbare Melodien ansprechend in Szene zu setzen.
Die beiden Musiker bescheren dem Zuhörer so manchen Gänsehaut-Moment. Selbst bei größter dramatischer Intensität gelingt es den Troussovs, transparent und klar strukturiert zu spielen. Die Geschwister musizieren schon seit ihrer Kindheit gemeinsam. Sie haben dabei einen Grad an Vertrautheit erreicht, der ihnen unglaubliche agogische Freiheiten ermöglicht – für die Interpretation romantischer Musik ist das ein großes Plus.
Man höre nur den zweiten Satz von Ravels Sonate, mit dem Titel Blues. Er klingt tatsächlich wie improvisiert. Und die populäre Tzigane wird bei diesem Duo von rasantem Virtuosenfutter zu allerbester, ausdrucks- starker Kammermusik. Vom ersten bis zum letzten Ton überzeugt diese Einspielung mit unerhörtem Farbenreichtum. Da kann man nur staunen – und die hervorragende Aufnahme macht auch das Timbre von Troussovs Brodsky-Stradivari, auf der seinerzeit Tschaikowskis Violinkonzert erstmals gespielt worden ist, und den Klang des legendären Steinway-Konzertflügels „Manfred Bürki“ erlebbar. Rundum erstklassig, unbedingt zu empfehlen!
Montag, 23. April 2018
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