Ira Levin, selbst ein erfolgreicher Konzertpianist, hat sie für Orchester arrangiert. Dabei folgt er dem Vorbild Regers, der eigenhändig eine Orchesterfassung seiner Beethoven-Variationen erstellt hat. Ziel der Bearbeitung war es, Regers „incredibly creative and colourful work“, so Levin, einem größeren Publikum vorzustellen – und mit den Möglichkeiten des Orchesters einerseits die Struktur klarer hörbar zu machen, andererseits aber auch Klangmöglichkeiten auszureizen.
1915 hatte Reger in Jena auch Bachs berühmtes Choralvorspiel O Mensch, bewein' dein' Sünde groß für Orchester arrangiert. Dabei transponierte er das Stück von Es-Dur nach D-Dur, was insbesondere die Streicher gefreut haben dürfte. Ansonsten blieb er erstaunlich dicht am Vorbild.
Seine Tätigkeit als Meininger Hofkapellmeister, in den Jahren 1911 bis 1914, bot Reger Gelegenheit zu Klangexperimenten mit dem Orchester. Dabei legte er offenbar Wert auf differenzierte Gestaltung jeder einzelnen Stimme. Außerdem suchte er nach einem Weg an der Sinfonie vorbei – ein beeindruckendes Ergebnis sind beispielsweise die Vier Tondichtungen op. 128, angeregt von Gemälden Arnold Böcklins, auf dieser CD ebenfalls zu hören.
Klaudyna Schulze-Broniewska, die Konzertmeisterin des Brandenburgischen Staatsorchesters, gestaltet das umfangreiche Violinsolo im ersten Satz mit jener „herben Süßigkeit“, die Reger für seinen geigenden Eremiten im Sinn hatte. Im zweiten Satz lassen die Musiker das Spiel der Wellen, das gleißende Glitzern, in beinahe impressionistischer Manier erlebbar werden. Fahle Klänge zeichnen uns anschließend das Bild der Toteninsel, bevor schließlich das wilde Bacchanal den Schlusspunkt setzt.
Ira Levin führt das Orchester ausdrucksstark, mit intensivem Klang. Unter seiner Leitung bieten die Musiker aus Frankfurt/Oder eine spektakuläre, rundum beeindruckende Interpretation von Werken Regers, die noch immer faszinieren. Bravi!
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