Dienstag, 6. Juli 2021

Venturini: Concerti (Audite)


 Italienische und französische Stilelemente kombinierte Francesco Venturini (um 1675 bis 1745) in seiner Musik. Seine Concerti sind eine echte Entdeckung – voll Anmut und Eleganz, virtuos und farbenreich. Der Komponist, der wohl aus Brüssel stammte, wurde 1698 als Violinist Mitglied der kurfürstlichen Kapelle in Hannover. 1713 wurde er maestro dei concerti, und schließlich Hofkapellmeister. 
Venturinis Wirken in Hannover, wo die Dienstherrschaft größten Wert auf eine repräsentative Hofmusik legte, wurde lediglich 1718/19 kurz unterbrochen, weil ihn Herzog Friedrich II. mit der Neuaufstellung der Gothaer Hofkapelle beauftragte. Dass Venturini zu Lebzeiten hohes Renommee genoss, zeigt sich auch daran, dass seine zwölf Concerti op. 1 von dem bedeutenden Musikverleger Estienne Roger in Amsterdam gedruckt worden sind. 
Für diese CD hat das Ensemble La festa musicale drei dieser Concerti di camera ausgewählt. Komplettiert wird dieses reizvolle Programm durch eine Ouverture à 5 in e-Moll und ein Concerto à 6 in A-Dur aus schwedischen Sammlungen; letztere sowie das Concerto op. 1/2 erklingen in Weltersteinspielungen. Venturinis anspruchsvolle Musik dürfte nicht nur den Zuhörenden, sondern auch den Ausführenden Vergnügen bereiten. 
Barockmusik ist oftmals rhythmisch beschwingt und kreativ besetzt. So verwendet Venturini als konzertierende Soloinstrumente nicht nur jeweils ein oder zwei Oboen, Blockflöten und Violinen, sondern auch zwei Fagotte und zwei Celli oder auch Oboe, zwei Blockflöten und Violine. Außerdem bieten die Stücke viel Abwechslung. 
Das sorgt bei den Musikern für Spielfreude – und das norddeutsche Barockensemble La festa musicale zeigt Temperament. Durch den Einsatz zusätzlicher Instrumente steigern die Musiker den Farbenreichtum noch. Das war zu Venturinis Zeiten üblich; eine Partitur aus der Barockzeit ähnelt ohnehin eher einer Skizze, die jeweils von den Interpreten individuell ausgestaltet wird. Aufgefallen ist mir besonders der berückend schöne Ton der Holzbläser. 
La festa musicale spielt munter und lebendig, doch dies geht nicht zu Lasten der Präzision. Es wird durchweg sauber phrasiert, und perfekt artikuliert. „Wir sind alle in der historischen Aufführungspraxis ausgebildet“, meint Christoph Harer, Cellist und Ensemblesprecher, „aber wir wollen trotzdem keine Musik fürs Museum machen.“ Das gelingt bei dieser Produktion vorzüglich – was für ein Fest! 

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