Donnerstag, 28. April 2011

Vesperae. Baroque Vespers at Stift Heiligenkreuz (Oehms Classics)

"So groß ist die Würde der Musik, dass das ewige Lob des feurigen Himmel ohne die liebliche Harmo- nie von Stimmen und Instrumen- ten keine Zunge schildern, kein Pinsel malen, kein Verstand aus- denken könnte", schreibt der Zisterzienser Pater Alberich Mazak im Vorwort zum ersten Teil seiner Sammlung Cultus Harmonicus, die 1649 in Wien veröffentlicht wurde. "So groß ist die Seligkeit der süßen Harmonie, dass wir die Engel mit Musikinstrumenten ausstatten, um darzustellen, dass sie glücklich sind. So ist gewissermaßen die Musik der Seligkeit verbunden, dass man sie nur entweder beide sieht oder keinen." 
Mazak (1609 bis 1661) trat 1629 in das Stift Heiligenkreuz im Wiener- wald ein. Da hatte er bereits studiert, und er war offenbar auch als Musiker bestens ausgebildet. So wurde er bald Organist und 1636 schließlich Leiter der Stiftsmusik, die von den Mitbrüdern und Kapellknaben gestaltet wurde. Das Amt des Cantor chori hatte er bis 1654 inne. Das war keine geringe Aufgabe, denn zur damaligen Zeit wurde im Kloster offenbar ausgiebig musiziert. Das Stift Heiligenkreuz stand zudem in engem Kontakt zum Wiener Hof; bei einem Besuch 1639 erbat Kaiser Ferdinand III., der selbst komponierte, von Pater Alberich Werke zur Aufführung in der Hofkapelle. 
Wie damals im Stift Heiligenkreuz musiziert wurde, das lässt sich an- hand der vorliegenden CD sehr gut nachvollziehen. Für die Aufnahme haben die Zisterziensermönche gemeinsam mit dem Ensemble Dolce Risonanza, das von Florian Wieninger geleitet wird und auf Nach- bauten historischer Instrumente in historisch korrekter Spielweise musiziert, eine Vesper für das Hochfest der Kreuzerhöhung, das am 14. September begangen wird, ausgerichtet. 
Dabei haben sie die liturgischen Gesänge der fratres, ganz im Stile der damaligen Zeit, durch konzertante Musik ergänzt bzw. teilweise auch ersetzt. Den überwiegenden Teil der Werke dafür fanden sie in Cultus Harmonicus; wo Stücke fehlten, wählten sie passende Werke von Zeitgenossen Pater Alberichs. 
Der Wechsel zwischen Gregorianik und Barockmusik gelingt vorzüg- lich. Man meint beinahe, die Kapellknaben zu hören, denn die Sängerinnen von Dolce Risonanza setzen ganz auf eine schlanke Stimmführung und verzichten auf Volumen und Vibrato. Das Ergeb- nis ist eine sehr beeindruckende Kombination aus musikalischer Virtuosität und inniger Spiritualität. Unbedingt empfehlenswert! 

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