"Die Frauen bekränzten ihn mit Blumen, die Dichter feierten ihn in Sonetten, und wo er sich sehen ließ, empfingen ihn jubelnde Zurufe", berichtet eine Geschichte des Hoftheaters zu Dresden über Johann Adolf Hasse (1699 bis 1783). Es war Hasse, der gemein- sam mit seinem Berliner Kollegen Graun die italienische Oper zu erster Blüte führte. Doch mit dem Verschwinden der opera seria von der Bühne gerieten diese Komponi- sten so gründlich in Vergessenheit, dass man sich nicht genug darüber wundern kann.
"Wir sind in der glücklichen Lage, gemeinsam mit dem Dresdner Barockorchester und anderen Künstlern immer wieder sächsische Musikschätze von Weltgeltung zu heben und den wertvollen Dresd- ner Kunstsammlungen ,klingende Exponate' von außerordentlicher Güte zur Seite zu stellen", schreibt Hans-Christoph Rademann. Der Gründer und künstlerische Leiter des Dresdner Kammerchores engagiert sich seit vielen Jahren für die Wiederentdeckung der Werke des sächsischen Barocks. In diesem Falle handelt es sich um das Requiem in C, von Hasse 1763 komponiert für die Beisetzung seines langjährigen Dienstherrn Friedrich August II. Dieses Werk wurde in Dresden bis 1850 alljährlich am Todestag dieses Kurfürsten und polnischen Königs zum Gedenken aufgeführt.
"Der Musik Johann Adolf Hasses zu begegnen, heißt für uns immer wieder über die einzigartige Verbindung von Schlichtheit und Vir- tuosität, Eleganz und Bescheidenheit zu staunen", so Rademann. Bei dieser Aufnahme werden "seine" Sänger vom Dresdner Barock- orchester begleitet, in dem Alte-Musik-Spezialisten gemeinsam mit Musikern der Dresdner Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie musizieren. Seit 20 Jahren pflegen sie erfolgreich das Erbe der Hof- kapelle Augusts des Starken, die zu Hasses Zeiten eine der besten in Europa war.
Rademann ist es gelungen, für dieses Projekt exzellente Sänger zu gewinnen. Zu hören sind Johanna Winkel und Marie Luise Werneburg, Sopran, Wiebke Lehmkuhl und Marlen Herzog, Alt, Colin Balzer, Tenor und Cornelius Uhle, Bass. Die jungen Sängerinnen und Sänger, die aus dem Chor heraus solistische Aufgaben übernehmen, können es dabei durchaus mit ihren etablierten Kollegen aufnehmen.
Zusammen mit dem Miserere in c, das Hasse ursprünglich für die Mädchen des Ospedale degli Incurabili in Venedig geschaffen und in einer Fassung für den Dresdner Hof für gemischten Chor bearbeitet hatte, erklang das Requiem im Rahmen des Musikfestes Erzgebirge 2010. Die entsprechenden Konzerte in der St. Marienkirche Marien- berg wurden aufgezeichnet, und nun erschien der Mitschnitt bei Carus. Eine kluge Entscheidung des Labels, denn sowohl das Orchester als auch die Sänger sind überragend. Rademann gelingt eine Hasse-Interpretation, die schwerlich zu übertreffen sein wird. Diese CD ist vom ersten bis zum letzten Ton ein Genuss.
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