Johann Pachelbel (1653 bis 1706) gehört zu jenen Organisten, die die süddeutsche Orgeltradition ent- scheidend mit prägten. Er begann seine musikalische Laufbahn als stellvertretender Organist in Wien am Stephansdom, ging 1677 als herzoglicher Hoforganist nach Eisenach, und wechselte 1678 an die Predigerkirche nach Erfurt. Dort gab er Johann Christoph Bach Orgelunterricht - und dieser wird sein frisch erworbenes Wissen mit seinem jüngeren Bruder Johann Sebastian geteilt haben. 1690 trat Pachelbel in den Dienst der Herzo- gin Magdalena Sybilla in Stuttgart, zog aber schon zwei Jahre später angesichts einer drohenden französischen Invasion weiter als Stadt- organist nach Gotha. 1695 kehrte er als Nachfolger seines früheren Lehrers Caspar Wecker an die Sebalduskirche in seine Heimatstadt Nürnberg zurück. Dort wirkte er bis zu seinem Tode 1706.
Pachelbel war ein Wanderer zwischen den Welten - als Organist und Komponist arbeitete er, wie viele andere Musiker auch, sowohl gemäß der süddeutsch-katholischen als auch der norddeutsch-protestanti- schen Musiktradition. Knappe Toccaten für den katholischen Gottes- dienst oder umfangreiche Choralbearbeitungen als Begleitmusik zum evangelischen Abendmahl - was der jeweilige Dienstherr wünschte, das schuf der Künstler.
Franz Raml spielt derzeit Pachelbels Werk für das audiophile Label Dabringhaus und Grimm ein. Kritisch muss man vorwegstellen: Die Silbermann-Orgel der Petrikirche Freiberg klingt zwar prächtig, er- scheint aber nicht gerade repräsentativ für die süddeutschen Orgeln jener Zeit. Eine überzeugende Begründung für die Auswahl dieses Instruments bleibt Raml auch im - ansonsten recht informativen - Beiheft schuldig.
Raml hat aus den verfügbaren Pachelbel-Editionen jeweils die ihn überzeugende ausgewählt; seine Entscheidung begründet er im Beiheft. Er registriert nachvollziehbar, und spielt grundsolide - auch am Cembalo hört man ihm gerne zu. Insofern darf man sich auf die Fortsetzung der Gesamtaufnahme freuen, die sich vermutlich noch einige Jahre hinziehen wird, und auch für die Zukunft die eine oder andere Entdeckung verspricht.
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