Montag, 14. Januar 2013

Willaert: Vespro della Beata Vergine (Ricercar)

Adriaen Willaert (um 1490 bis 1562) gilt als Vater der venezia- nischen Mehrchörigkeit. Der Komponist, der ursprünglich aus Flandern stammte, studierte in Paris, und trat 1515 in Rom in den Dienst des Kardinals Ippolito I. d'Este. Nach dessen Tod 1520 wirkte er bei Herzog Alfonso, dem Bruder des Kardinals. 1527 wurde er zum Kapellmeister an St. Markus in Venedig ernannt.
Willaert verstand es, den Raum und die exzellenten Sänger, die in der Hauskirche des Dogen zur Ver- fügung standen, virtuos in seine Musik einzubinden. Und er kombi- nierte die flämischen Prinzipien kontrapunktischer Komposition mit neuen Ideen, die er in Italien kennengelernt hatte. Wie prachtvoll das Ergebnis klang, das belegt diese CD, auf der die Capilla Flamenca unter Dirk Sneling eine Marienvesper rekonstruiert hat. Unterstützt wurde das Ensemble dabei durch Professor Dr. Wolfgang Horn von der Universität Regensburg, der noch nicht publizierte Transkriptio- nen für diese Einspielung zur Verfügung stellte.
Die Herren der Capilla Flamenca singen betörend. Und so stellt die Aufnahme nicht zuletzt die Klangpracht der venezianischen Mehrchörigkeit heraus, die bei den Zeitgenossen des Komponisten eine überwältigende Wirkung erzielt haben muss. Das war durchaus beabsichtigt, denn Venedigs Dogen hatten große Macht, und zeigten dies auch sehr deutlich. So erklangen an hohen Feiertagen die repräsentativen mehrchörigen Vesperpsalmen, wie sie in dem Band Di Adriano e di Iachet i salmi appartenenti alli Vesperi durch den Verleger Antonio Gardano 1550 veröffentlicht wurden. Sie wurden für diese CD durch zusätzliche Werke Willaerts zu Ehren der Jungfrau Maria aus anderen Sammlungen ergänzt. Als einziges Instrument erklingt hier die Orgel, aber nicht gleichzeitig mit dem Chor. Joris Verdin spielt Werke von Willaert sowie von Annibale Padovano (1527 bis 1575). Dieser war bis 1565 Organist der Markuskirche, und ging dann an den Hof von Erzherzog Karl II. nach Graz.

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