Sonntag, 20. Januar 2013

Eilenberg: Petersburger Schlittenfahrt (cpo)

Ähnlich populär wie die Strauß-Familie in Wien war einst in Berlin Richard Eilenberg (1848 bis 1927). Sein Vater war Stabstrompeter beim 12. Husarenregiment in Merseburg bei Leipzig. So wird Richard Eilen- berg mit Militärmusik aufgewachsen sein. Ausgebildet wurde er dann im Militärknabenerziehungsinstitut im sächsischen Annaberg. Mit Fleiß widmete er sich dort insbesondere dem Klavierspiel und dem Fach Komposition; mit 16 Jahren legte Eilenberg bereits eine Konzert- ouvertüre vor. 1873 ging er als Musikdirektor und Dirigent nach Stettin. 
Eilenberg scheint ein versierter Kapellmeister gewesen zu sein; er erhielt Einladungen zu Gastspielreisen aus ganz Europa, unter anderem von Zar Alexander II. und vom rumänischen König. 1889 zog er nach Berlin um. Und stets komponierte er - Operetten, ein Ballett, Charakterstücke, Tänze, Märsche, Salonmusik, etwa 350 Werke Eilenbergs sind überliefert. Dennoch ist seine Musik auf dem Konzertpodium heute kaum noch zu hören. Dass der Komponist nicht vollends dem Vergessen anheim gefallen ist, verdankt er in erster Linie der berühmten Petersburger Schlittenfahrt - einem Werk, das ähnlich populär ist wie etwa An der schönen blauen Donau. Jeder Klassikfreund kann diese Melodien mitpfeifen. 
Das WDR Rundfunkorchester hat sich unter Leitung von Christian Simonis schon des öfteren selten gespielter Musik angenommen. So hat das Orchester, dass auf Unterhaltungsmusik auf höchstem Niveau spezialisiert ist, bei cpo bereits eine CD mit Werken von Benjamin Bilse vorgelegt. Hier folgt nun eine Entdeckungsreise durch das Werk Eilenbergs. Das ist er- freulich, denn diese Musik erweist sich als abwechslungsreich, ideenreich, und anschaulich, wo sie charakterisiert. Wie der Komponist in der Mando- linen-Serenade op. 117 die Violinen einsetzt, wie er die Norwegische Rentierpost op. 314 dahinflitzen lässt oder den Kosakenritt op. 149, das ist schon großes Kino. Schade nur, dass diese witzigen Werke so selten zu hören sind. Um so dankbarer ist der Zuhörer Simonis und dem WDR Rundfunkorchester, das diese Perlen der leichten Muse mit Esprit zele- briert.  

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