Nun hat eine Musikwissenschaft- lerin aus Neuseeland in diesem Bestand zwölf concerti da camera für Violoncello und Streicher von Andrea Zani (1696 bis 1757) aufgefunden. Kurioserweise musste Dr. Jill Ward, die 2010 ihre Dissertation an der University of Canterbury in Christchurch geschrieben hat, dazu nicht einmal ihre Heimat verlassen – die modernen Kommunikationstechnologien machen's möglich. Mittlerweile hat Ward eine Gesamtausgabe aller derzeit bekannten Werke von Zani vorgelegt, sowie eine Biographie des Musikers.
Viel ist freilich über sein Leben nicht herauszufinden. Zani war der Sohn eines Geigers aus Casalmaggiore, einer kleinen Stadt in der Nähe von Cremona. Er begann seine musikalische Ausbildung bei seinem Vater, und setzte sie dann bei zwei Musikerkollegen fort. Irgendwann ging er nach Wien; Ward vermutet, dass ihn Antonio Caldara, Vizekapellmeister am kaiserlichen Hof, zu diesem Schritt ermutigt haben könnte. Und irgendwann ist er dann auch wieder nach Italien zurückgekehrt. Dort hat er ab 1738 einige Spuren hinterlassen. Belegt ist, dass er 1757 auf einer Reise nach Mantua an den Folgen eines Kutschenüberschlags gestorben ist.
Die Violoncello-Konzerte, die Zani für den Grafen von Schönborn komponiert hat, sind abwechslungsreich und geradezu betörend gut gelungen. „Schon das Partiturstudium und das Lernen des Soloparts war nur mit dem beglückenden Gefühl zu vergleichen, das man beim Betreten eines sonnenbeschienenen Neuschneefeldes in den Bergen hat – und das gleich zwölf Mal“, begeistert sich Martin Rummel, der die Werke gemeinsam mit dem Ensemble Die Kölner Akademie unter Leitung von Michael Alexander Willens eingespielt hat. „Da aber, wie schon Gustav Mahler wusste, das Beste der Musik nicht in den Noten steht, war der Beginn der ersten Probe mit dem Orchester, als die ersten Töne eines Cellokonzerts von Andrea Zani wahrscheinlich zum ersten Mal seit fast dreihundert Jahren wieder erklungen, einer der reichsten Momente meines bisherigen musikalischen Lebens. Die daran anschließende Woche bis zur Aufnahme des letzten Takes wird in ihrer Beglückung unvergessen bleiben.“
Etwas von diesem Glücksgefühl überträgt sich auch auf den Hörer. Zanis Konzerte sind eher graziös als betont virtuos. Sie bieten alles, was Cellokonzerte attraktiv macht – schöne Melodien, einen bunten Strauss an musikalischen Ideen, so dass sie nie langweilig werden, und obendrein eine tänzerische Leichtigkeit, die gute Laune verbrei- tet. Bravi!
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