Noch einmal zum Thema Marien- verehrung am Wiener Hof: Auch Antonio Caldara (1670 bis 1736) schuf zahlreiche Werke zum Lobe der Gottesmutter.
Caldara war unter Fux – über sein Schaffen wurde in diesem Blog erst kürzlich berichtet – Vizekapell- meister. Der Venezianer war in Wien hoch angesehen; einige seiner Opern hat Kaiser Karl VI. sogar selbst dirigiert. Leider sind die meisten der mehr als 3.500 Kompositionen Caldaras heute vergessen.
Die Vokalakademie Berlin hat dieses musikalische Erbe erkundet, und sehr viel Hörenswertes vorgefunden – eine Auswahl präsentieren die jungen Sangesprofis gemeinsam mit dem Bassano Ensemble Berlin und unter Leitung von Frank Markowitsch auf dieser CD.
Dabei folgen sie chronologisch den Abläufen, von der unbefleckten Empfängnis, reflektiert im prachtvollen doppelchörigen Magnificat, über verschiedene Vertonungen von Hymnen und Marianischen Antiphonen, bis hin zu den Gesängen der Karwoche. Hervorzuheben ist hier besonders das Crucifixus aus dem Credo, das Caldara sechzehnstimmig gestaltet hat. Dabei ordnete er die Sänger in vier Chören, die jeweils mit vier gleichen Stimmen besetzt sind. Der Effekt, den er damit erzielt hat, ist beeindruckend.
Die Mitglieder der Vokalakademie Berlin haben bei dieser Einspielung vielfach solistische Aufgaben zu übernehmen, die sie im Wechsel mit dem chorischen Gesang teilweise sehr schön bewältigen. Die Stimmen klingen leicht und jugendlich; die Sängerinnen und Sänger können aber auch Pathos.
Das Hauptstück dieses Albums hat Markowitsch an das Ende des Programmes gesetzt: Caldaras Stabat mater, viel zu selten aufgeführt, betont mit Hilfe von Chromatik und mit harten Dissonanzen den Schmerz der Gottesmutter. Hier werden die Affekte auch in den Mittelpunkt der Interpretation gestellt. Sehr beeindruckend.
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