Diese CD erinnert gleich dreifach an Gewichtiges aus der Musikgeschichte. Da wäre zum ersten die Hofkapelle der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf. Im 17. Jahrhundert gehörte, man glaubt es kaum, Gottorf in eine Reihe mit Musikmetropolen wie Wolfenbüttel, Dresden und München. Es schließt also in jeder Hinsicht eine Lücke, wenn das Label cpo nun mit einer CD-Reihe an diese glanzvolle Musiktradition im Norden erinnert.
Dann wäre da die Hofkapelle von Schloss Gottorf aus dem 16. Jahr- hundert mit ihrer prachtvollen Ausstattung, die glücklicherweise unverändert erhalten geblieben ist. Das gilt auch für die Orgel, die um die Jahrtausendwende aufwendig von dem dänischen Orgelbauer Mads Kjersgaard restauriert worden ist und heute wieder so klingt wie einst im Frühbarock.
Sie ist auch auf dieser CD zu hören, die in diesem historischen Klangraum eingespielt worden ist. Das Ensemble Weser-Renaissance Bremen präsentiert eine Auswahl von Kantaten von Johann Philipp Förtsch (1652 bis 1732). Er stammte aus Wertheim und studierte Medizin; in der Musik unterwies ihn unter anderem Johann Philipp Krieger. 1678 ging Förtsch nach Hamburg, wo er als Sänger in der Ratskapelle sowie in der Oper am Gänsemarkt wirkte. 1680 engagierte ihn der Herzog als Hofkapellmeister; allerdings wurde er schon bald Hofarzt. 1689 wurde Georg Österreich (1664 bis 1735) sein Nachfolger im Kapellmeisteramt. In seiner umfangreichen Musikaliensammlung sind auch Förtschs Werke überliefert.
Förtsch selbst war in späteren Jahren wohl ausschließlich als Arzt und Diplomat für die Herzöge tätig. In seinen Werken fällt auf, dass er trotz einer eher kleinen Besetzung höfisch-repräsentative Erwartungen geschickt bediente – auf dieser CD sind gleich zwei Werke zu finden, wo neben den Sängern auch zwei Trompeten, zwei Violinen, drei Gamben und Continuo zu hören sind.
Außerdem hat Förtsch seine Kantaten gekonnt als kleine geistliche Dramen gestaltet, so dass er seinen Dienstherren im Gottesdienst mit jenen Stilmitteln erfreute und erbaute, die dieser offenbar gut kannte und sehr schätzte; immerhin unterstützte der Herzog die Hamburger Oper finanziell. Dazu kombinierte Förtsch Bibelworte, frei gedichtete Zusätze und Choralstrophen, um eine szenische Wirkung zu erzielen.
Die Gottorfer Schlosskapelle mit ihrer reich verzierten Holz-Inneneinrich- tung erweist sich dafür als der perfekte Aufführungsort – sie hat kaum Nachhall, was den Klang transparent macht. Und das Ensemble Weser-Renaissance überzeugt einmal mehr als Spezialist für derartiges Repertoire. Vielen Dank für diese Entdeckung!
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