Giovanni Gabrieli (um 1555 bis 1612) war der Neffe von Andrea Gabrieli (1532/33 bis 1585). Er war ein Schüler seines Onkels, und setzte seine Ausbildung dann in München fort, wo er mehrere Jahre im Umfeld von Hofkapellmeister Orlando di Lasso und Hoforganist Gioseffo Guami verbracht haben soll. In den 1580er Jahren kehrte er nach Venedig zurück. 1585 wurde er zweiter Organist am Markusdom, und nach dem Tode seines Onkels wurde er dessen Nachfolger als Hauptorganist und Komponist. Er hielt das Werk seines Onkels in hohen Ehren; so ließ er dessen Kompositionen drucken, und führte die venezianische Mehrchörigkeit zu hoher Blüte. Giovanni Gabrieli war auch der Lehrer von Heinrich Schütz, der wiederum die deutsche Musik entscheidend prägte.
Umso interessanter ist ein Projekt, das Roberto Loreggian verwirklicht hat. Der Organist und Cembalist, ein ausgewiesener Experte für die Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, hat sich mit der Musik der beiden veneziani- schen Komponisten intensiv beschäftigt – und er hat dann zunächst sämtliche Werke für Tasteninstrumente von Andrea Gabrieli eingespielt, und nachfolgend auf drei CD auch die seines Neffen. Dabei ging es ihm darum, ein möglichst authentisches Klangbild zu erzielen.
So spielt er in dieser Einspielung eine Orgel, die der Orgelbauer Vincenzo Colombi im 16. Jahrhundert im Dom von Valvasone errichtet hat. Sie wurde zwar mehrfach umgebaut, aber 1999 durch Francesco Zanin sorgsam restauriert und wieder weitgehend in den ursprünglichen Zustand gebracht. Loreggian verweist darauf, dass dieses prächtige Instrument – mit einem Stimmton von 492,5 Hz – das einzige original venezianische ist, das erhalten geblieben ist. Neben dieser kostbaren historischen Orgel erklingt ein italienisches Cembalo aus dem 17. Jahrhundert – der Instrumentenbauer ist nicht bekannt – aus einer privaten Sammlung.
Loreggian hat aber nicht nur Instrumente ausgewählt, mit denen sich der Klang jener Zeit an der Nahtstelle von Renaissance und Barock nachvoll- ziehen lässt. Er versucht auch, Fingersätze zu verwenden, wie sie damals üblich waren, die Register authentisch zu wählen, und zeitgemäße Verzierungen zu gestalten. Das macht diese Einspielung der Toccaten, Fugen, Intonationen, Canzoni, Ricercari und Fantasien doppelt interessant – abgesehen davon, dass diese alten Musikstücke auch atemberaubend schön sind. Sehr beeindruckend!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen