Samstag, 5. November 2016

C.P.E. Bach: Piano Concertos (Hänssler Classic)

Mit dem Klavierkonzert hat sich Carl Philipp Emanuel Bach (1714 bis 1788) sein ganzes Leben lang inten- siv beschäftigt. Sein erstes Klavier- konzert schrieb der zweitälteste Sohn von Johann Sebastian Bach als 18jähriger, noch an der Thomas- schule in Leipzig. In seinem Todesjahr vollendete er in Hamburg sein letztes Klavierkonzert. Mehr als 50 dieser Werke schuf der Komponist in all den Jahren; und wer da Massenware vermutet, der irrt gewaltig. Das beweist auch Michael Rische, der inzwischen, nun mit der Kammersymphonie Leipzig, etliche dieser Konzerte eingespielt hat. 
Im Gesamtwerk des „Hamburger“ Bach gibt es ohne Zweifel noch viel zu entdecken. Dazu zählt auch das Konzert für zwei Klaviere und Orchester Wq. 46, zu hören auf Vol. III, gespielt von Rische gemeinsam mit Rainer Maria Klaas. Unüberhörbar macht der berühmteste der Bach-Söhne deutlich, dass er ein neues Kapitel der Musikgeschichte aufzuschlagen gedenkt: An die Stelle des althergebrachten Kontrapunktes setzt der Kom- ponist die Arbeit mit dem Motiv, seine Verknüpfung und Verwandlung. Carl Philipp Emanuel Bach kennt die Erwartungen des Publikums; er spielt mit ihnen, und wenn alle glauben, genau zu wissen, wie es weitergehen muss, dann sorgt er für Überraschungen. Auch Rollen verändern sich: Der Pianist tritt aus dem Orchester heraus;  er ist nicht mehr primus inter pares, sondern er wird zum Solisten. 
Wie spielt man nun diese Musik des Überganges, der Innovationen, heute? Rische musiziert auf einem modernen Flügel, und er nutzt dessen Möglich- keiten auch voll aus – allerdings dezent, wohlüberlegt, ganz auf Klang und Tongebung orientiert. Er brilliert in den äußeren Sätzen, und lässt in den langsamen Mittelsätzen das Klavier singen, mit ganz viel Gefühl. Der Pianist konzertiert sowohl bei CD III als auch bei CD IV gemeinsam mit der Kammersymphonie Leipzig. Dieses Ensemble, 2007 von Mitgliedern des MDR Sinfonieorchesters gegründet, setzt die Tradition des Leipziger Rundfunk-Kammerorchesters fort. Es musiziert kraftvoll und sensibel, präzise und aufmerksam – zu den Klavierkonzerten Carl Philipp Emanuel Bachs passt das ausgezeichnet. 

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