Samstag, 28. Juli 2012

Schein: Israelsbrünnlein (Carus)

Es ist nur konsequent, wenn nun- mehr auch der Dresdner Kammer- chor eine Einspielung von Johann Hermann Scheins (1586 bis 1630) wichtigstem Werk Fontana d'Israel vorlegt. Zum einen stammt der Komponist aus Grünhain im Erzge- birge - und der Leiter des Chores, Hans-Christoph Rademann, aus dem nahegelegenen Schwarzen- berg. Wer Erzgebirger kennt, der weiß, dass dies weit mehr bedeutet als nur regionale Verbundenheit. Der typische Bewohner dieses Landstriches ist - auch heute noch - fleißig, genügsam, rechtschaffen und fromm, und hält die Sitten und Bräuche seiner Vorväter in Ehren. 
Zum anderen sind beide der Dresdner Musiktradition verpflichtet. Schein erhielt einen wesentlichen Teil seiner Ausbildung als Kapell- knabe am Dresdner Hof unter Rogier Michael, dem Amtsvorgänger von Heinrich Schütz. Über seine Biographie wurde in diesem Blog an anderer Stelle bereits ausführlich berichtet; Schein wirkte viele Jahre als Thomaskantor in Leipzig. Dort veröffentlichte er 1623 Israels Brünnlein, eine Sammlung von 26 Motetten, die überwiegend Bibelworte aus dem Alten Testament mit dem Mitteln der Musik auslegen. 
Rademann entdeckte sein Interesse für die Chormusik in der Kantorei seines Vaters Rolf Rademann. Er sang im Dresdner Kreuzchor, und studierte an der Dresdner Musikhochschule Chor- und Orchester- dirigat. 1985 gründete Rademann den Dresdner Kammerchor, der auch mit dieser Einspielung wieder beweist, dass er zu den führenden europäischen Ensembles gehört. 
Ein Teil der Aufnahmen entstand bereits im März 2000; die fehlenden Werke hat der Chor nun im März 2012 eingespielt. Und obwohl nur einzelne Chorsänger an beiden Aufnahmen mitwirkten, und das Continuo komplett neu besetzt wurde, gelingt es Rademann und den beteiligten Musikern, eine beeindruckende Klangkontinuität zu erreichen - wenn es nicht im Beiheft nachzulesen wäre, hören würde man es nicht, welche Stücke zu welchem Termin aufgezeichnet worden sind. Der Chor singt engagiert, und gestaltet Scheins "auff Italiän-Madrigalische Manir" komponierte Motetten, die ähnlich wie die Geistliche Chor-Music von Heinrich Schütz den Text in den Mittelpunkt stellen, eindrucksvoll.

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