Montag, 10. September 2012

Suitner conducts Mozart (Berlin Classics)

Otmar Suitner (1922 bis 2010), ausgebildet bei Clemens Krauss am Mozarteum in Salzburg, folgte 1960 dem Ruf nach Dresden: Die Staatskapelle hatte den Dirigenten zu ihrem Generalmusikdirektor gewählt. Suitner, dessen Klangideal durch Strauss und Wagner geprägt war, schätzte das Dresdner Orche- ster offenbar sehr. Dennoch ging er 1964 nach Berlin, wo er General- musikdirektor der Staatsoper Unter den Linden wurde. 
Dieses Amt hatte er bis 1991 inne; hier formte er ein erstklassiges Ensemble, und engagierte sich zudem sehr für zeitgenössische Musik. So setzte er Opern von Paul Dessau sowie Hans Pfitzners Palestrina auf den Spielplan - was ihm wohl nur gelang, weil er mit seinem österreichischen Pass winken konnte. Dieser ermöglichte ihm zudem zahlreiche Konzertreisen. Doch ob- wohl Suitner in den 60er Jahren mehrfach in Bayreuth dirigierte, blieb er in Westdeutschland so gut wie unbekannt. Eine Parkinson-Erkrankung zwang ihn schließlich in den 90er Jahren, das Dirigieren aufzugeben. 
Diese Box mit sechs CD fasst Mozart-Aufnahmen zusammen, die Otmar Suitner in den 60er und 70er Jahren gemeinsam mit der Staatskapelle Berlin eingespielt hat. Darunter sind etliche Sinfonien, die berühmte Kleine Nachtmusik und weitere Serenaden sowie Ein musikalischer Spaß. Auch die Klavierkonzerte KV 450 und 467 sind enthalten, gespielt von Annerose Schmidt. Die Solistin ist übrigens auch in der Gesamtaufnahme von Mozarts Klavierkonzerten zu hören, die mehr als zehn Jahre später mit der Dresdner Philharmonie unter Kurt Masur aufgezeichnet wurde. 
Dem Hörer wird die unglaubliche Bescheidenheit und Zurückhaltung auffallen, mit der Suitner sich Mozarts Werken naht. Da ist keine Selbstinszenierung zu spüren, keine plumpe Effekthascherei - selbst beim Musikalischen Spaß vermeidet Suitner Grobheit und Klamauk. Die Kleine Nachtmusik befreit er vom Kitsch; Suitner lässt sie leise spielen, spannungsvoll und zugleich filigran. Diese Aufnahme macht deutlich: Dies ist kein "Klassik-Pop", sondern Musik, die ernst ge- nommen werden will - und dafür schätze ich diese Aufnahmen seit vielen Jahren. 

Keine Kommentare: