Als Maria von Österreich, die Witwe des Kaisers Maximilian II., 1603 im Monasterio de las Descalzas Reales in Madrid starb, wo sie seit Jahren lebte, wurde sie im Kreuzgang des Klosters mit den üblichen Zeremonien beigesetzt. Zusätzlich fand eine öffentliche Trauerfeier statt, deren Umfang und Ausgestaltung dem hohen Rang der Verstorbenen ange- messen waren.
Überliefert ist uns das Officium Defunctorum von Tomás Luis de Victoria (1548 bis 1611), dem persönlichen Kaplan von Maria, der Tochter Karl V. und Schwester Philipps II. Wenn der Komponist in seiner Widmung schreibt, dieses Requiem sei für ihn Cygneam cantionem, dann darf man das durchaus wörtlich nehmen. Denn es war das letzte Werk de Victorias, das er publizierte. Nach dem Tode Marias blieb er als Organist im Kloster.
Philippe Herreweghe hat diese innige Trauermusik gemeinsam mit dem Collegium Vocale Gent auf CD vorgelegt. Die Aufnahme zeigt deutlich, dass die Musik de Victorias auskomponierte Andacht ist - und nur als liturgische Musik verständlich. Auch die Motetten O Domine Iesu Christe, Domino, non sum dignus, Salve Regina und Vadam et circuibo civitatem erweisen sich als musikalische Inter- pretationen liturgischer Texte, bei aller Klangpracht strikt am Wort ausgerichtet. Das Collegium Vocale Gent interpretiert diese Kombi- nation aus gregorianischen Gesängen und kunstvoller Polyphonie, dass selbst Atheisten andächtig lauschen. Die strenge Form bändigt letztendlich die Emotion; wahrlich faszinierend - immerhin ist diese Musik 400 Jahr alt.
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