"Mir liegt am Herzen, die Mehr- deutigkeit von Rachmaninoffs Musik zu zeigen, ihre Schlichtheit, ihre Melancholie, ihr Frühlings- rauschen, ihre Distanziertheit, ihren Witz, ihre Großzügigkeit: insgesamt die vielschichtigen Charaktereigenschaften Rach- maninoffs", sagt Evgenia Rubi- nova. "Rachmaninoffs Musik ist entgegen manchen Vorurteilen meisterhaft komponiert und höchst eigenständig; die - teil- weise ganz offensichtlichen - motivischen Ähnlichkeiten zwischen Werken Rachmaninoffs und etwa denen von Chopin, Mendelssohn Bartholdy oder Tschaikowski liegen nur an der Oberfläche."
Den Beweis dieser These tritt die erfolgreiche Pianistin auf dieser CD an. Dazu wählte sie drei Werke aus, die für unterschiedliche Stationen auf dem Lebensweg von Sergej Rachmaninoff (1873 bis 1943) stehen können: Die sechs Moments musicaux op. 16 aus dem Jahre 1896, die Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 36 von 1913/1931 und Bearbeitungen von Fritz Kreislers Liebesleid und Liebesfreud aus den 20er Jahren - der Komponist lebte damals im Exil in Paris.
Rubinova spielt brillant. Ihr Anschlag ist stets kontrolliert, differen- ziert, die Läufe perlen. Doch sie gestaltet keineswegs mit lockerer Hand; ihre Interpretation ist ausgefeilt und wohlüberlegt. Die Pianistin bringt insbesondere in die frühen Werke Rachmaninoffs Klangfarben, die man so noch nie gehört hat. Sie lässt diese Musik licht und durchhörbar erscheinen, klar strukturiert, zugleich sehr lyrisch, mitunter regelrecht romantisch.
Kreislers Ironie freilich wird man vergebens suchen. Rubinova in- terpretiert hier Rachmaninoff in der Tradition des Virtuosenstückes. Das mag sogar korrekt sein, aber es lässt dieses letzte Werk auf der CD nach den beiden Schwergewichten wie ein Encore erscheinen. Für meinen Geschmack ein bisschen viel romantischer Puderzucker - aber der Rest ist sehr hörenswert.
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