Eine langsame, spannungsvolle Einleitung, gefolgt von einem schmissigen Hauptteil, in dem üb- licherweise zwei Themen kontrast- reich und gekonnt gesteigert werden - das sind die typischen Strukturen der Ouvertüren von Gioachino Rossini (1792 bis 1868). Das musikalische Material für diese Werke stammte dabei nicht unbe- dingt aus der betreffenden Oper. Ideen hatte der maestro genug, so dass nahezu jede Ouvertüre einen Knalleffekt als Überraschung für die Zuhörer bereit hält. 39 Opern hat der Komponist geschrieben. Die meisten davon sind aus dem Repertoire verschwunden, was mögli- cherweise an den Libretti und Texten liegen könnte. Die Ouvertüren hingegen werden noch immer gern gespielt, viele von ihnen sind beliebte Konzertstücke.
Auch das Prager Sinfonieorchester mag offenbar die rasanten Werke. Unter seinem künstlerischen Leiter Christian Benda spielt das Ensemble derzeit eine Gesamtaufnahme aller Rossini-Ouvertüren auf insgesamt vier CD für das Label Naxos ein. Die erste davon ist nun erschienen. Sie enthält die Ouvertüren zu La gazza ladra, Semirami- de, Elisabetta, Regina d'Inghilterra - bekannter durch ihre Zweit- verwertung für Il barbiere di Siviglia - Otello, Le siège de Corinthe und Ermione. Letztere enthält einen Klagegesang, den die gefangenen Trojaner anstimmen. Er wird auf dieser CD vom Prager Philharmo- nischen Chor gesungen. Ergänzt wird diese Kollektion durch eine Konzertouvertüre, die Rossini 1808 im Auftrag eines gewissen Agostino Triossi schrieb; sie ist bekannt als Sinfonia al Conventello. Sie folgt der gleichen Grundstruktur wie die Opern-Ouvertüren. Eines ihrer Themen hat Rossini übrigens später in seiner Oper Il Signor Bruschino wiederverwendet.
Die Prague Sinfonia musiziert ordentlich, aber leider nicht wirklich mitreißend. Rossinis Ouvertüren sind eigentlich Champagner - doch hier prickelt nichts, das ist eher die Bier-Version, mit einer soliden Portion Stammwürze und Schaumkrone.
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