Immer mehr Werke von Christoph Graupner (1683 bis 1760) werden aus dem Archivschlaf erweckt. Das ist erfreulich, denn der Kapell- meister, der am Hofe des Landgra- fen von Hessen-Darmstadt gut fünfzig Jahre lang wirkte, gehört zu den Größen seiner Zunft. Nicht umsonst wollten ihn die Leipziger einst zum Thomaskantor machen. Und nicht umsonst ließ ihn sein Dienstherr damals nicht gehen. Diese CD zeigt einmal mehr, was Landgraf Ernst Ludwig an Graupner hatte. Mehr als 1400 Kantaten weist das Werkverzeichnis des Musikers aus, dazu über 300 Instru- mentalwerke. Eine winzige Auswahl daraus stellt die CD vor – eine Suite und drei Kantaten, die Graupner einst für seinen Vizekapell- meister Gottfried Grünewald geschrieben haben dürfte, der auch ein versierter Bassist war.
Dass diese Werke in Vergessenheit geraten sind, das liegt nicht zuletzt auch daran, dass keines davon durch den Komponisten veröffentlicht worden ist. Sie waren für die Aufführung „in alß außer der Kirchen“ bei Hofe bestimmt, und nach Graupners Tod ließ sie der Landgraf ins Archiv legen. Der Tatsache, dass er sich gegen die Erben durchgesetzt hat, die die Werke des Komponisten ebenfalls als ihr Eigentum an- sahen, verdanken wir letztendlich ihre Überlieferung. Leider ist nicht damit zu rechnen, dass dieses umfangreiche Konvolut irgendwann in einer Edition vorliegen wird – denn Graupners Kantaten sind trotz ihrer „modernen“ Texte und ihrer vermeintlichen Schlichtheit nichts, was sich einfach so dahinsingen lässt. Diese Werke dürften daher einem kleinen Häuflein Spezialisten vorbehalten bleiben, und wer sie aufführen will, der muss zuvor nach Darmstadt in die hessische Landes- und Hochschulbibliothek pilgern, und nach den Manuskrip- ten mühevoll die Noten für Musiker und Sänger erstellen.
Diese Mühe hat auch Bassbariton Klaus Mertens auf sich genommen, der eigens nach Darmstadt gefahren ist, um Kantaten für diese Aufnahme auszuwählen. Bei der Transkription der Handschriften haben dann allerdings Uta Wald und Martin Krämer den Sänger unterstützt. Die Arbeit hat sich gelohnt, denn Graupners Musik ist wundervoll, und Mertens ist gemeinsam mit der Accademia Daniel eine geradezu exemplarische Einspielung gelungen. Die 2001 erstmals veröffentlichten Aufnahmen wurden nun durch das Label Pan Classics wieder zugänglich gemacht.
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