Carlo Broschi (1705 bis 1782), besser bekannt unter seinem Künstlernamen Farinelli, gehörte zu den großen Stars unter den Kastraten. Der Sänger war ein Schüler von Nicola Porpora. Er wurde in Italien ebenso gefeiert wie in Wien oder in London. 1737 reiste Farinelli nach Spanien. Dort sang er dann ausschließlich für den schwermütigen König Philipp V. Nach dem Tode des Monarchen 1746 machte ihn sein Nachfolger Ferdinand VI. zum künstlerischen Direktor der Theater an den Palästen in Madrid und in Aranjuez. Farinelli brachte das Musikleben bei Hofe in Schwung und auf den aktuellen Stand.
Für diese CD hat Pablo Heras-Casado mit Unterstützung durch den französischen Musikwissenschaftler Olivier Fourés aus den wenigen noch erhaltenen Handschriften ein Programm zusammengestellt, das zeigt, was das bedeutete: Natürlich erklangen bei Hofe die Werke Porporas, doch auch Johann Adolf Hasse oder Niccoló Jommelli waren in den Programmen präsent. Hierzulande wenig bekannt ist José de Nebra (1702 bis 1768), ein Komponist, der viele Zarzuelas schrieb – die spanische Version der Oper. Auf der CD mit Werken vertreten sind zudem Nicola Conforto (1718 bis 1793), Francesco Corradini (um 1690 bis 1769), Tommaso Traetta (1727 bis 1779) und Juan Marcolini, ein Komponist, von dem man nicht viel mehr als den Namen weiß. Das Programm enthält zudem eine Kuriosität: Die Sinfonia Fandango Wq 178 von Carl Philipp Emanuel Bach beweist, dass spanische Musik um 1750 sogar in Preußen en vogue war.
Und natürlich dürfen bei all den Orchesterwerken dann die Gesangs- stücke doch nicht ganz fehlen. Countertenor Bejun Mehta singt ein Duett aus einer Zarzuela von José de Nebra – wobei er beide Partien übernimmt – sowie eine jener Arien, die Farinelli einstmals all- abendlich für den depressiven Herrscher vorgetragen haben soll. Das Ensemble Concerto Köln musiziert unter Pablo Heras-Casado in bewährter Qualität.
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