„Mein Oratorium ist so aufge- nommen worden, daß das ganze Haus gezittert hat – es ist das größte und effektvollste Werk, was ich geschrieben habe, aber die Aufnahme hätte ich mir so nicht denken können, alles war rein toll, und wahrer Jubel herrschte überall“, berichtete Ferdinand Ries (1784 bis 1838) nach der Uraufführung in einem Brief an seinen Bruder Joseph. Dabei war der Komponist zunächst nicht sehr begeistert, als er den Auftrag erhielt, ein Oratorium für das Niederrheinische Musikfest in Aachen 1829 zu schreiben. Das Libretto lieferte der im Rheinland geschätzte Johann Baptist Rosseau, der wie Ries und sein Jugendfreund Beethoven aus Bonn stammte.
Der Sieg des Glaubens hat, ähnlich wie beispielsweise Haydns Jahres- zeiten, keinerlei Bezug zur Bibel. Rosseau verzichtet zudem auf eine durchgehende Handlung; sein Text erscheint als philosophischer Diskurs über die Macht des Glaubens und die Kraft der Gnade. Den Chören der Gläubigen wird dabei ein Chor der Ungläubigen entgegengesetzt, der sich auf Kampf und Eisen beruft. Er hat eher wenig zu sagen – doch um ihn zum Einlenken zu bringen, bedarf es eines Wunders. Und so schweben denn der Engel des Glaubens und der Seraph der Liebe, umgeben von Harfen- klängen, zur Erde hernieder.
Ries entrinnt der Kitschgefahr durch seine kraftvolle Musik und eine Vielzahl von gekonnt formierten Ensembles. Man hört es schon, dass der Komponist ein Schüler Beethovens war. Die Rheinische Kantorei, das Solistenqartett Christiane Libor, Wiebke Lehmkuhl, Markus Schäfer und Markus Flaig sowie Das Kleine Konzert haben nun unter Hermann Max Der Sieg des Glaubens erstmalig seit 1829 wieder aufgeführt. Es ist kaum zu glauben, doch dieses Oratorium scheint seit der Aachener Premiere tatsächlich nicht mehr erklungen zu sein.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen