Sonntag, 13. Dezember 2015

de Morales: O Magnum Mysterium (cpo)

Geht es um die Feier der Geburt Christi, sind sich die verschiedenen christlichen Konfessionen in etlichen Details überraschend einig. So wurden Werke des katholischen Komponisten Cristóbal de Morales (um 1500 bis möglicherweise 1553) auch in protestantischen Drucken verbreitet. Das gilt insbesondere für jene Motetten, in denen er die Geburt Christi und die Anrufung Mariens nach biblischem Vorbild gestaltete. Wer aber war der Musiker, dessen Werke auch in Wittenberg oder in Nürnberg erschienen? 
Der spanische Komponist, über dessen Herkunft, Kindheit und Jugend man offenbar nichts weiß, tritt im Jahre 1526 aus dem Dunkel der Geschichte – als Kapellmeister in Ávila, später dann in Plascencia. 1535 wurde er Sänger im Päpstlichen Chor der Kapella Sixtina. Fast zehn Jahre wirkte er in Rom; von Papst Paul III. wurde der Musiker sogar geadelt. 1545 kehrte de Morales nach Spanien zurück, wo er wieder als Kapell- meister tätig wurde – zunächst an der Kathedrale von Toledo, dann in Málaga. Dort verliert sich 1553 seine Spur; es wird vermutet, dass Cristóbal de Morales im September gestorben ist. 
In seinen Werken kombiniert er die musikalischen Traditionen seiner Heimat mit der Musik, die er in Rom kennengelernt hat. Das Ergebnis überrascht, denn die Kompositionen wirken erstaunlich zeitlos; wer es nicht weiß, der wird nicht vermuten, dass diese ausdrucksstarken Werke tatsächlich so alt sind. 
Manfred Cordes hat mit seinem Ensemble Weser-Renaissance eine CD mit Weihnachtsmotetten von Cristóbal de Morales bei cpo veröffentlicht. Dabei hatte er eine Besetzung zur Verfügung, die ebenso ungewöhnlich ist wie die Musik, die er gemeinsam mit diesen Sängern erkundet hat: Franz Vitzthum und Alex Potter, Diskant, Achim Schulz und Bernd O. Fröhlich, Tenor altus, Maciej Gocman und Jan van Elsacker, Tenor sowie Ulfried Staber und Kees Jan de Koning, Bass. Es ist eine faszinierende Musik zum Weihnachtsfest, feierlich und seltsam innig zugleich. Sie wird hier mit Noblesse und Transparenz vorgetragen – eine Aufnahme von großer Intensität und Strahlkraft. 

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