Im Dezember 1982 versammelten sich einige der weltbesten Geiger in Tel Aviv, um eine Woche lang in Konzerten an das Leben und Schaffen von Bronislaw Huberman (1882 bis 1947) zu erinnern. Huberman war ein bedeutender Geiger; er stammte aus Polen, und hatte zunächst bei Isidor Lotto und dann auch ein wenig in Berlin bei Joseph Joachim studiert. Konzertreisen führten ihn schon in jungen Jahren quer durch Europa, in die USA und auch nach Russland.
Huberman trat ganz entschieden für ein friedliches, geeintes Europa ein. Hitlers Aufstieg war ihm ein Greuel. Und in den 30er Jahren gelang es Huberman tatsächlich, viele jüdische Musiker aus Nazideutschland herauszuholen. 1936 gründete er das Palestine Orchestra, das sich ab 1948 Israel Philharmonic nannte. Im Gedenken an seinen hundertsten Geburtstag organisierten die Musiker ein Geigenfestival, wie es bislang wohl kein zweites gegeben hat.
Zubin Mehta, dem Leiter des Israel Philharmonic Orchestra, war es gelungen, Ida Haendel, Isaac Stern, Itzhak Perlman, Ivry Gitlis, Henryk Szeryng, Pinchas Zukerman und Shlomo Mintz dafür zu gewinnen. Außerdem spielten zwei Mitglieder des Orchesters, Konzertmeister Chaim Taub und der Bratscher Daniel Benyamini, sowie zwei junge Talente, die 13jährige Shira Rabin und der 12jährige Roi Shiloah. Mehta brachte es fertig, diese Stars dazu zu bringen, nicht nur die Standard-Konzerte zu spielen, sondern auch Werke, die eher wenig bekannt sind. Auf zwei CD hat die Deutsche Grammophon einige Live-Mitschnitte veröffentlicht. Enthalten sind das Bach-Doppelkonzert mit Isaac Stern und Shlomo Mintz, Mozarts Sinfonia concertante in einer bezaubernden Aufnahme mit Itzhak Perlman und Pinchas Zukerman, der dabei die Viola spielte, und Vivaldis Vier Jahreszeiten, wobei jedes der vier Konzerte von einem anderen Solisten vorgetragen wurde. Den Reigen eröffnete Isaac Stern mit dem Frühling, darauf folgten Pinchas Zukerman mit dem Sommer, Shlomo Mintz mit dem Herbst und Itzhak Perman gestaltete das Finale mit dem Winter. Es sind wunderbare, entspannte, klassische Aufnahmen ohne überzogene individuelle Mätzchen, dafür aber mit zahlreichen witzigen Details, wie dem Hundebellen, das wohl Benyamini aus dem Orchester beisteuerte, und mit einer köstlichen Jagdszene.
Selten zu hören ist das Concerto grosso in b-Moll für vier Violinen, op. 3 Nr. 10 RV 580 von Antonio Vivaldi. Bei diesem Werk, das im abschließen- den Galakonzert gespielt wurde, konzertierten gemeinsam Isaac Stern, Ivry Gitlis, Ida Handel und Shlomo Mintz. Leider ist auf der Doppel-CD Henryk Szeryng nicht zu hören. Dennoch ist es erfreulich, dass nun diese bedeutenden Live-Mitschnitte wieder erhältlich sind. So viele exzellente Geiger, die miteinander musizieren, wird man so bald nicht wieder finden - das Huberman Festival war ohne Zweifel ein Jahrhundert-Ereignis!
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