Samstag, 8. Januar 2011

Trough the mirror - Michael Seewann, Piano (Genuin)

Dies ist wirklich eine Spiegel-CD - und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen spiegelt der Klavierzyklus Bilder einer Aus- stellung von Modest Petro- witsch Mussorgski (1839 bis 1881) Reiseskizzen, Architektur- und Kostümentwürfe des Malers Viktor Hartmann. Einige dieser Stücke, insbesondere die Promenaden, die Emotionen beim Gang durch die imaginäre Ausstellung hörbar machen, oder die russisch-tradi- tionellen Sujets spiegeln darüber hinaus die ästhetischen Ansichten des Mächtigen Häufleins, dem Mussorgski angehörte. 
Die Werke, die sich auf Motive aus Frankreich beziehen, verweisen aber auf den engen Kontakt zum "Westen", den die russischen Musiker durchaus hatten. Sie verfolgten insbesondere das Schaffen ihrer französischen Kollegen - und eine ähnliche Gruppe junger Künstler in Paris um Maurice Ravel (1875 bis 1937), die sogenannten Apachen, interessierte sich wiederum sehr für die Werke des Mächtigen Häufleins
Ravel schuf 1922 eine Orchesterversion der Bilder einer Ausstellung, die noch immer wesentlich bekannter ist als das Original. Das liegt sicher nicht zuletzt daran, dass Mussorgkis ursprüngliches Werk klanglich deutlich karger ist als die vergleichsweise opulente Orchestrierung. Auf dieser CD zeigt der Münchner Pianist Michael Seewann, dass diese Kargheit aber dennoch eine erstaunliche Vielfalt von Klangfarben zulässt. Mit seinem präzisen, disziplinierten Spiel zeigt er das Werk in einer Klarheit, die verblüfft und begeistert. 
Von Ravel stammt noch ein anderes Werk, das aufgrund seiner ungewöhnlichen Struktur an Mussorgskis Zyklus erinnert: In den Miroirs, 1904/05 entstanden, charakterisiert der Komponist jeden seiner Mit-Apachen in einem Satz, der diesem gewidmet ist. Die fünf Stücke tragen sprechende Namen, wie Noctuelles, Oiseaux tristes oder Une barque sur l'océan, und gleichen musikalischen Bildbe- schreibungen - was wiederum Maler animiert hat, diese Spiegel in Bildern zu spiegeln. 

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