Dienstag, 4. Januar 2011

Pupils of Chopin (Naxos)

"Wenn dieser Kleine reisen wird, kann ich meine Bude schließen", soll Franz Liszt einst über Carl Filtsch gesagt haben. Der Sohn eines Pfarrers aus Siebenbürgen erhielt schon mit drei Jahren Klavierunterricht von seinem Vater. 
Als er sieben Jahre alt war, kam er zur weiteren Ausbildung nach Wien, wo ihn u.a. Friedrich Wieck unterrichtete. Drei Jahre später gab er sein Debüt bei Hofe, und ging alsdann gemeinsam mit seinem Bruder nach Paris, um bei Frédéric Chopin weiter zu lernen; auch Liszt gab ihm zeitweise Unterricht.
Die Presse feierte den jungen Musiker, er wurde mit Mozart vergli- chen. Doch die geplanten Konzertreisen musste er absagen - Filtsch erkrankte an Tuberkulose, und starb 1845 im Alter von fünfzehn Jahren in Venedig. Er hinterließ einige eigene Kompositionen; sechs davon sind auf dieser CD zu hören.
Sie enthält zudem Werke von drei weiteren Schülern des berühmten Pianisten. Adolf Gutmann (1819 bis 1882) stammte aus Heidelberg; er ging 1834 nach Paris, um Stunden bei Chopin zu nehmen, und wurde dessen Freund und Vertrauter. Er war einer der wichtigsten Kopisten von Chopins Werken, und wachte auch bei ihm, als er krank wurde und starb. Die drei Stücke auf dieser CD sind interessant, aber vom Vorbild Chopins hörbar beeinflusst.
Das gilt auch für die Werke von Karol Mikuli (1819 bis 1897). Er stammte aus der Bukowina, und kam eigentlich 1839 nach Wien, um Medizin zu studieren. 1844 ging er nach Paris, und blieb vier Jahre, um als Schüler und bald auch Freund Chopins seine pianistischen Fertigkeiten zu verbessern. 1847 begann er, Konzerte zu geben - und er war so erfolgreich, dass er 1858 zum Direktor des Galizischen Musikvereins in Lemberg gewählt wurde. Er veröffentlichte die erste Gesamtausgabe der Werke Chopins.
Thomas Dyke Ackland Tellefsen (1823 bis 1874) kam 1842 aus Norwegen nach Paris, wo er zunächst durch Friedrich Kalkbrenner unterrichtet wurde. Im November 1844 lernte er Chopin kennen, und nahm daraufhin bei ihm bis Mai 1847 regelmäßig Stunden. Nach Chopins Tod übernahm er einige seiner Schüler, und erwarb sich einen guten Ruf als Klavierlehrer und als Virtuose. Wie Chopin die Musik seiner polnischen Heimat, so integrierte Tellefsen Melodien und Motive aus der norwegischen Volksmusik in seine Werke. Man bemerkt zudem, dass er mit Barockmusik ziemlich vertraut gewesen sein muss. Von den vier Chopin-Schülern, deren Werke auf der vor- liegenden CD zusammengetragen wurden, zeigt er die eigenständigste Handschrift.
Der Pianist Hubert Rutkowski hat bereits mehrfach Musik aus dem Umfeld Chopins eingespielt. Und selbst, wenn manches, was hier zu hören ist, "nur" das Format eines reizenden Salonstückes hat, so gestaltet er dennoch jedes einzelne dieser Werke sorgsam - und sein Spiel ist in der Tat brillant. Ausgebildet an der Uniwersytet Muzyczny Fryderyka Chopina in Warschau, lehrt Rutkowski mittlerweile selber an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Und man darf sehr gespannt darauf sein, was er, nach Julian Fontana und Theodor Leschetitzky, in Zukunft vorstellen wird.

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