Sonntag, 23. Januar 2011

Graupner: Fagott- und Violinkonzerte (Carus)

Mehr als 40 Konzerte hat der Darmstädter Hofkapellmeister Christoph Graupner (1683 bis 1760) komponiert - die meisten davon für Bläser. So enthält diese CD allein vier Konzerte für Fagott, eines davon, das Konzert in C-Dur GWV 301 in Weltersteinspielung. Doch auch Graupners einziges Solokonzert für Violine in A-Dur GMV 337 findet sich in Welterst- einspielung, ebenso wie das Konzert für Chalumeau, Fagott und Violoncello C-Dur GWV 306. 
Graupners Konzerte überraschen durch viele unkonventionelle Wendungen und eine gewisse Kantigkeit des musikalischen Materials, das eher nach Haydn klingt als nach Corelli. Sie sind virtuos, aber es sind keine Barockkonzerte mehr. 
Friedemann Wezel, Professor für Violine an der Leipziger Musikhoch- schule, hat die Konzerte gemeinsam mit dem außerordentlich versier- ten Fagottisten Sergio Azzolini und Christian Leitherer, einem Spezia- listen für historisches Klarinettenspiel, sowie dem Ensemble Il Capriccio eingespielt. Zu hören sind historische Instrumente oder Kopien von Instrumenten aus jener Zeit, so ein Bass-Chalumeau, eine Rarität aus der Familie der Klarinetten, das aber runder und dunkler klingt als eine Klarinette, und ein Fagott nach einem Original aus dem Jahre 1720, mit dem typischen weichen Klang des Barockfagottes. 
Diese CD ist die Einladung zu einer faszinierenden musikalischen Zeitreise - inklusive der Entdeckung weiterer Werke eines Kompo- nisten, der seine Schaffenszeit nahezu ausschließlich in Darmstadt verbracht hat, und deshalb noch gründlicher dem Vergessen anheim gefallen ist als beispielsweise seine Zeitgenossen Bach, Kuhnau oder Heinichen. Es ist schön, dass anlässlich seines 250. Todestages im vergangenen Jahr etliche Graupner-Einspielungen erschienen sind - diese hier gehört ohne Zweifel zu den besten davon.

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