Dienstag, 25. Januar 2011

Beethoven: Past & Present (Dorian)

Ein überaus interessantes Experi- ment wagen Lambert Orkis, Kla- vier, und David Hardy, Violon- cello: Sie spielen die kompletten Variationen und Sonaten Beet- hovens für Klavier und Violoncello ein. Nun ist das allein noch kein spektakuläres Projekt. Doch auf den vier CD erklingt dieses Programm gleich zweimal - und da wird es aufregend. 
Denn wenn die Musiker beim ersten Mal durchgängig "moderne" Instrumente verwenden - es erklingen der übliche Steinway, allerdings ein Modell C aus Hamburg, mit dem etwas dezenteren "europäischen" Sound, sowie ein Cello von Carlo Giuseppe Testore, erbaut in Mailand 1694, aber ausgestattet mit den neuzeitlichen Stahlsaiten - so ist das Cello bei der Wiederholung des Programmes mit Darmsaiten versehen. Und es sind gleich drei Klaviere zu hören, die sich klanglich erheblich unterscheiden. So erklingt ein Fortepiano der Washingtoner Klavierbauer Thomas und Barbara Wolf nach Jean-Louis Dulcken, München um 1788, ein weiteres Instrument derselben Werkstatt nach einem Fortepiano von Nanette Streicher, Wien, ca. 1814-1820, und ein Fortepiano von R. J. Regier, Freeport, nach Wiener Vorbildern um 1830. Orkis nennt das Instrument scherzhaft einen "Grafendorfer", weil es die Stärken der Fortepianos von Conrad Graf und Ignaz Bösendorfer kombiniert. 
An diesen Aufnahmen lässt sich die rasante Entwicklung des Klavier- baues zur damaligen Zeit akustisch nachvollziehen. Das macht die Aufnahme außerordentlich spannend. Wirkt die Dulcken-Kopie noch fast wie ein Cembalo, so ist der "Grafendorfer" trotz seines Holzrah- mens und seiner lederbezogenen Hämmerchen klanglich und von seinen gestalterischen Möglichkeiten dem "europäischen" Steinway schon erstaunlich nahe. 
Die beiden Musiker aber sind mit der modernen Version hörbar am glücklichsten. Und warum sie fürs Foto auf den zerfledderten und verstreuten Noten herumtrampeln müssen, das bleibt dann vollends das Geheimnis des Labels. 

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