Noch bevor es Schallplatten gab, machten es selbstspielende Kla- viere und Orgeln möglich, Inter- pretationen von großen Musikern zu reproduzieren. Ein Spezialist für solche Systeme war die Firma M. Welte & Söhne aus Freiburg/Br.
Im Museum für Musikautomanten Seewen, südlich von Basel, befin- det sich eines dieser Instrumente, eine Welte-Philharmonie-Orgel.
Sie war für die Britannic gebaut worden, das Schwesterschiff der Titanic. Doch das Schiff wurde dann im Ersten Weltkrieg als Hospital genutzt, die Orgel wurde von Welte daher anderweitig verkauft. 1969 erwarb sie schließlich Heinrich Weiss, der Gründer des Museums für Musikautomaten, für seine Sammlung. Erst bei der Restaurierung des Instrumentes stellte sich jedoch heraus, dass es sich dabei um die Britannic-Orgel handeln muss.
Das Geheimnis der Welte-Orgeln war ein Lochstreifen aus Papier, die sogenannte Notenrolle, die in Kombination mit einer elektro-pneu- matischen Traktur die Orgelpfeifen und Register steuerte. Diese Notenrolle ermöglichte es, das Spiel eines Organisten weitestgehend originalgetreu wiederzugeben. Das Unternehmen engagierte seiner- zeit eine große Anzahl von namhaften Organisten, die in Freiburg derartige Rollen einspielten. 1230 solche Masterrollen befinden sich heute im Besitz des Seewener Museums. Mit sehr viel Engagement und Sachverstand haben die Schweizer diesen wertvollen Bestand digitalisiert und erschlossen, so dass die Musik, die Welte teilweise bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg aufgezeichnet hat, heute wieder erklingen kann.
Auf zwei CD sind nun erstmals solche alten Einspielungen zu hören. Die Organisten, die sie einst eingespielt haben, sind längst tot. Desto verblüffender ist es, wie lebendig diese Musikrollen ihr Spiel werden lasssen. Der Zuhörer erhält zum einen einen Überblick über das Repertoire, das Welte für diese Instrumente angeboten hat. Es reicht von Bach bis Wagner und von der Hochzeit des Figaro bis zu Peer Gynt. Zum anderen zeigt der Organist David Rumsey anhand einiger sorgsam zusammengestellter Musikbeispiele die Klangmöglichkeiten der Welte-Orgel. Und natürlich wurden auch einige Aufnahmen aus- gewählt, die an herausragende Organisten erinnern. Phantastisch - unbedingt anhören!
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