Sonntag, 20. November 2011

Mozart in minor (Genuin)

"Man darf sagen, der Glückliche phantasiert nie", meinte einst Sigmund Freud. Desto erstaun- licher ist der relativ geringe Anteil von Kompositionen in Moll im Werk Wolfgang Amadeus Mozarts. Doch wer die Musik Mozarts auf seine Biographie hin interpretieren möchte, der dürfte ohnehin auf dem Holzwege sein.
Konstanze Eickhorst hat nach Spu- ren der Melancholie im Klavier- werk Mozarts gesucht. Auf dieser CD hat sie die beiden Sonaten in
c-Moll
KV 457 und in a-Moll KV 310, die Fantasien in d-Moll KV 397 und in c-Moll KV 475 sowie das Rondo in a-Moll KV 511 zusammen- gefasst. Die Pianistin, die an der Musikhochschule Lübeck lehrt, macht aber nicht den Fehler, sich diesen Werken romantisierend-ge- fühlig zu nähern. Sie lässt sich auch nicht darauf ein, großen Vorbil- dern - und davon gibt es in diesem Falle ja mehr als genug - zu folgen, sie sucht ihren eigenen Weg zu Mozart. Und den findet sie - im Noten- text. 

Eickhorst nimmt Mozarts Klavierwerke in ihrer ganz eigenen Rhetorik an, fast als wären es Opern. Sie folgt jedem Motiv sehr präzise, und lässt alle Stimmen zu Wort kommen - auch die Mittelstimmen. So wird der galante Mozart hörbar, der schalkhafte, aber auch der dramati- sche, düstere. Dabei wird deutlich: Die schönen Melodien sind nicht die ganze Wahrheit. Die Pianistin zeigt, wie viele Details in dieser Musik verborgen sind. Entdecken muss sie freilich jeder selbst. Doch das lohnt sich. 

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