Sonntag, 13. November 2011

Vivaldi: Farnace (Virgin Classics)

Keine andere Oper hat Vivaldi so oft vertont wie Farnace, die Geschichte des Pharnakes, König von Pontos, gegen den sowohl die Römer als auch die eigene Schwiegermutter zu Felde ziehen. Zum ersten Male erklang dieses Werk im Februar 1727 in Venedig. Im Herbst des gleichen Jahres wurde sie dort noch einmal aufge- führt, mit einigen Änderungen. Weitere Fassungen schuf Vivaldi 1730 für Prag, 1731 für Pavia, 1732 für Mantua, 1737 für Treviso und 1738 für Ferrara. Dorthin war der Musiker ausgewichen, weil in Venedig mittlerweile Hasse en vogue war. 
Vivaldi sollte in Ferrara in der Karnevalssaison zwei seiner Opern zur Aufführung bringen. Doch die erste war kein Erfolg, und so entschied sich das Theater, lieber kurzfristig ebenfalls eine Oper des "göttlichen Sachsen"  auf die Bühne zu bringen. Vivaldis Farnace blieb ungespielt - und wohl auch unvollendet. Denn die Partitur blieb erhalten. Sie befand sich in Vivaldis persönlicher Musikaliensammlung, enthält ziemlich viele Änderungen gegenüber der Version von 1731, die ebenfalls überliefert ist, und sie bricht nach den zweiten Akt ab. 
Auf der vorliegenden CD erklingt diese Oper nun zum ersten Male in der Fassung, die Vivaldi für Ferrara vorgesehen hatte. Frédéric Delaméa und Diego Fasolis haben den dritten Akt ergänzt. Farnace erweist sich als eine der schönsten Barockopern überhaupt; die Musik ist ungemein ausdrucksstark und  wird hier hervorragend interpre- tiert. Dazu trägt neben dem Ensemble I Barocchisti und dem Coro della Radiotelevisione svizzera aus Lugano unter der Leitung Fasolis auch ein erstklassiges Solistenensemble bei. Max Emanuel Cencic singt die Titelrolle, Daniel Behle den Pompeo und Mary Ellen Nesi die Berenice sowie Ruxandra Donose und Ann Hallenberg Frau und Schwester des besiegten Königs, Karina Gauvin und Emiliano Gonza- lez Toro sind als Gilade und Aquilio, Feldherren der siegreichen Heere, zu hören. Und das ist, man muss es sagen, wirklich ein Erleb- nis. Bravi! 

1 Kommentar:

Sarah-Maria hat gesagt…

Oh, das klingt sehr spannend! jüngst gehobene schätze lassen sich gut entdecken....