Montag, 19. Dezember 2011

Wetz: Ein Weihnachtsoratorium (cpo)

"Meiner Musik geht es merkwür- dig", soll Richard Wetz (1875 bis 1935) gesagt haben: "wo sie er- klingt, ergreift sie aufs tiefste; aber es wird ihr selten Gelegenheit dazu gegeben." Geboren in Oberschle- sien, ging der junge Wetz nach dem Abitur zum Studium zunächst nach Leipzig und dann nach München, wo er sich bei Ludwig Thuille vor allem mit Kontrapunkt und Fuge auseinandersetzte. 
Um den Broterwerb musste er sich offenbar nicht sorgen: Er arbeitete kurz als Theaterkapellmeister, und ging dann zurück nach Leipzig, wo er Partituren studierte. 1906 wurde Wetz Leiter des Musikvereins in Erfurt. Dort gefiel es ihm, und er blieb in der thüringischen Provinz bis an sein Lebensende. Wetz leitete Chöre, und er unterrichtete am Landeskonservatorium in Erfurt sowie an der Großherzoglichen Mu- sikschule zu Weimar, dem Vorläufer der heutigen Musikhochschule. Er gilt als einer der wichtigsten Liedkomponisten seiner Generation, schuf aber auch zahlreiche Chorwerke, drei Sinfonien, ein Violinkon- zert, Orgel- und Kammermusik. 
Die vorliegende CD enthält sein Weihnachtsoratorium, das, neben Wetz' Requiem, als sein wichtigstes und reifstes Werk gilt. Es wurde 1929 in Erfurt erstmals aufgeführt - und wird auch hier vom Dom- bergchor Erfurt und vom Philharmonischen Chor Erfurt vorgetragen, sowie von der Sopranistin Marietta Zumbült, Dozentin für Gesang an der Franz Liszt Musikhochschule Weimar, und Máté Sólyom-Nagy, Bariton, engagiert am Erfurter Theater. Zu hören ist zudem das Thü- ringische Kammerorchester Weimar - das aus Musikern der Staats- kapelle besteht. Und die Leitung hat George Alexander Albrecht, der sich als Chefdirigent der Staatskapelle Weimar unter anderem für das Werk Furtwänglers und Pfitzners eingesetzt hat. Auch Bruckner, Mahler und Liszt gehören zu seinen Favoriten - ideale Voraussetzun- gen für die Auseinandersetzung mit Wetz' Werk. 
Das Weihnachtsoratorium auf altdeutsche Gedichte op. 53 erzählt die Weihnachtsgeschichte nicht, es setzt sie voraus und kommentiert eher, als zu schildern. Wetz' musikalisches Vokabular ist grundsätz- lich das der Spätromantik, aber sein Umgang damit beeindruckt, weil er es durchaus eigensinnig und ziemlich originell einsetzt. Das macht dieses Werk interessant - und vielleicht wird man es zukünftig auch außerhalb von Thüringen hier und da hören. Seine Wiederentdeckung lohnt sich, wie diese Aufnahme beweist. 

Keine Kommentare: