"Dein Brief fand mich just mitten in der Arbeit das Stabat Mater in teutsche reime mit beybehaltung des Rhythmus zu übersetzen; eine RuderknechtsArbeit, wenn's ein Mensch thun müßte", schrieb Christoph Martin Wieland 1779 an Johann Heinrich Merck. Wenige Tage später starb seine achtjährige Tochter Regina Dorothea - ein Verlust, der den Dichter, der am Weimarer Hof als Prinzenerzieher wirkte, schwer getroffen hat. Die Beschäftigung mit der Musik Giovanni Battista Pergolesis (1710 bis 1736), und das Ringen um die adäquate Übertragung des Textes in die deutsche Sprache mögen Wieland getröstet haben.
Es mag verblüffen, doch die vorliegende CD bringt diese Textversion als Welt-Ersteinspielung - und dazu noch ein weiteres Werk nach einem Text Wielands, Der Frühling Wq 237 / H 723 von Carl Philipp Emanuel Bach (1714 bis 1788) sowie Entro le viscere, eine italieni- sche Kantate, die Carl Heinrich Graun (1701 bis 1759) für den preußi- schen Kronprinzen Friedrich komponiert hat. Auch dies sind Welt-Ersteinspielungen - erstaunlich angesichts der hohen musikalischen Qualität beider Werke; die Aufnahmen sind allerdings bereits 2008 entstanden. Es ist bei Naxos nicht die Regel - aber diese CD enthält ein geradezu üppiges Beiheft, und die Texte stammen überwiegend von hochdekorierten akademischen Fachkräften.
Musiziert wird vorbildlich. Es singen Elisabeth Scholl, Sopran - deren Opernattitüde mir in der Graun-Kantate jedoch weit besser gefällt als in der Stabat Mater, - Marcus Ullmann mit einem schönen Tenor sowie Alexander Schneider, der mit einem schlanken, gut geführten Altus beeindruckt. Das Barockorchester L'arpa festante steuert unter Alexander Eberle einen rhetorisch stark akzentuierten, spannungs- vollen Orchesterpart bei.
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