Dienstag, 6. November 2012

The circle of Robert Schumann Vol. 2 (Capriccio)

Die Geigerin Gudrun Schaumann widmet sich erneut dem Umfeld von Robert Schumann. Für diese beiden CD hat sie neben Werken des Komponisten und seiner Frau Clara auch einige attraktive Stücke herausgesucht, die im Kreis der Freunde, Schüler und Kollegen Schumanns entstanden sind.
So entstand 1853 die sogenannte F.A.E.-Sonate - für die neben Schumann, der Intermezzo und Finale beisteuerte, auch Albert Dietrich und Johannes Brahms Sätze schrieben. Dieses Werk war ein musikalischer Spaß für den Geiger Joseph Joachim, der erraten sollte, von wem welcher Satz stammt.
Im Zusammenhang habe ich das Werk noch nie gehört; üblicherweise erklingen die beiden Sätze von Schumann. Gudrun Schaumann wiede- rum spielt auf dieser CD gemeinsam mit Wolfgang Brunner am Ham- merflügel die beiden Teile, die von Dietrich und Brahms stammen.
Theodor Kirchner gehörte zu den Schülern Schumanns in Leipzig. Er studierte aber nur ein halbes Jahr lang am Konservatorium, und ging dann als Organist nach Winterthur. Von 1883 bis 1890 unterrichtete Kirchner am Konservatorium in Dresden. Während dieser Jahre entstanden die wunderbaren, ausdrucksstarken Stücke Romanze und Schlummerlied für Violine und Klavier op. 63 sowie die 12 Phantasie- stücke op. 90, die auf dieser CD in Weltersteinspielung zu hören sind. Als Weltersteinspielung erweist sich auch die Sonate für Violine und Klavier e-Moll von Carl Reinecke, der 1860 das Amt des Gewand- hauskapellmeisters übernahm und das Orchester 35 Jahre lang leitete.
Schaumann und Brunner haben für diese Werke gleich drei Hammer- flügel aus der Sammlung von Gerd Hecher, Wien, ausgewählt, deren Klang ihnen besonders passend erschien. Für die Stücke von Clara und Robert Schumann haben die Musiker ein Instrument des Wiener Klavierbauers Johann Baptist Streicher aus dem Jahre 1836 ausge- sucht. Dieser Hammerflügel ist auch bei Brahms' Regenlied op. 59
Nr. 3 zu hören.

Ein weiteres Instrument Streichers, allerdings von 1870 und im Klang erstaunlich verschieden von dem älteren Exemplar, spielt Brunner bei den Werken von Albert Dietrich und Carl Reinecke. Brahms' Satz aus der F.A.E.-Sonate sowie sämtliche Kompositionen Theodor Kirchners erklingen auf einem Hammerflügel von Carl Rönisch, Dresden 1872. Schaumann spielt eine Stradivari aus dem Jahre 1731 mit Darmsaiten und mit einem Tourte-Bogen von 1790.
Die Kombination aus Geige und Hammerflügel sowie die Rückbesin- nung auf die ruhigeren Tempi der Schumann-Ära prägen diese Auf- nahmen ganz entscheidend. Der Hammerflügel ermöglicht es der Violin-Solistin, dem Klang nachzuspüren, ihn zu formen und sich, wo sinnvoll, auch zurückzunehmen bis in wirkliches Piano. Durchhörbarkeit und Gemüt, wie Schumann es immer wieder pries, stehen diesen Stücken weit besser zu Gesicht als Hochgeschwindigkeit und aufgesetzte Virtuosität. So ist Schaumanns und Brunners historisch informierte Interpretation in jeder Hinsicht ein Gewinn. 

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