Zum allerersten Mal hat Roby Lakatos ein Klassik-Album eingespielt – mit einem Werk, das keinen Bezug zur traditionellen Zigeunermusik hat, Vivaldis Vier Jahreszeiten. „Davor hatte ich sie zuletzt im Alter von 13 Jahren aufgeführt“, erinnert sich der Geiger, „an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest.“ Im Beiheft zu dieser CD erläutert er, dass ihn insbesondere die Freiheit interessiert, die das Stück bietet: „Die Partitur hält eine Reihe von technischen Herausforderungen bereit, erlaubt es aber dem Interpreten dennoch, sein ganzes Talent und seine musikalische Persönlichkeit herauszustellen.“
Lakatos spielt also seinen Vivaldi nach Zigeuner-Art (und, liebe Leser, bitte keine bösen Kommentare wegen dieser Wortwahl! Denn genau so benennt der Musiker selber seinen Zugang zu dieser Musik.) „Ich nehme an, die Zuhörer erwarten von mir jetzt nicht, dass ich mich streng an die Noten halte“, schreibt Lakatos. „Es gibt schon mehr als 150 Aufnahmen, die diesen Zweck erfüllen. Meine Herausforderung war es, mit diesem Album Vivaldi eine Hommage zu machen für seine Kreativität und Freiheitsdenken beim Komponieren. Ich wollte diesen speziellen Barock-Drive wiederfinden. Für mich war dieser ein Meilenstein in der Entwick- lung der klassischen Musik.“
Lakatos musiziert gemeinsam mit dem Brussels Chamber Orchestra. Dabei hat er das Cembalo durch ein Zymbal ersetzt, das von Jenö Lisztes wirklich hinreißend gespielt wird. Nun sind auch „freie“ Interpretationen der Vier Jahreszeiten nicht gerade Mangelware. Aber diese hier wirkt nicht erkünstelt und konstruiert, sondern tief empfunden. Lakatos’ Spiel strahlt eine Vitalität aus, der man sich nicht entziehen kann.
Umrahmt werden Vivaldis Konzerte, gleichsam als Vor- und Nachspiel, durch Alpha und Omega, zwei Werke des ungarischen Komponisten Kálmán Cséki Sr. Alpha ist eine musikalische Reise; die vier Sätze beginnen mit der Schöpfung und enden auf Golgatha. Das Nachspiel, Omega, folgt unmittelbar auf Vivaldis Winter. Lakatos gestaltet gemeinsam mit Kálmán Cséki an Orgel, Keyboards und Synthesizier, Kálmán Cséki Jr. am Piano, László „Csorosz“ Lisztes am E-Bass und dem renommierten Percussionisten Gabriel Laufer den klingenden Weltuntergang. „Jeder gläubige Mensch ist davon überzeugt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Nach der Apokalypse in Omega erschien es mir daher logisch, ein Stück hinzuzufügen, bei dem es um den Himmel geht“, so Lakatos. „Das Schlussstück auf dem Album, das Ave Maria von Patriarch Ilya I. von Georgien, beschreibt die Rückkehr ins Paradies und ist eine Hommage an das Göttliche. Für mich drückt dieses musikalische Gebet mit Ernsthaf- tigkeit und großer Lyrik die Kraft des Glaubens an ein Leben nach dem Tod aus.“ Sämtliche Singstimmen eingespielt hat der Countertenor Dominique Corbiau.
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