In diesem Jahr wäre Yehudi Menuhin (1916 bis 1999) hundert Jahre alt geworden. Zum Jubiläum hat Melodija Raritäten aus dem Archiv herausgesucht: Auf sechs CD, untergebracht in einem Buch, das sich wiederum in einem stabilen Schuber befindet, präsentiert das einstige sowjetische Staatslabel Aufnahmen, die zwischen 1945 und 1962 entstanden sind. Dabei handelt es sich um sorgsam ausgewählte, teilweise bislang unveröffentlichte Konzertmitschnitte.
Yehudi Menuhin, einer der bedeutenden Geiger des 20. Jahrhunderts, ist in Liveaufnahmen mit seiner Schwester Hephzibah zu hören; er musiziert aber auch mit den Pianisten Lew Oborin und Abram Makarow sowie mit dem Moscow Chamber Orchestra unter Rudolf Barschai, und dem USSR State Symphony Orchestra unter Jewgeni Swetlanow.
Schon als Kind beeindruckte Menuhin durch sein Geigenspiel das Publi- kum und große Virtuosen. Nach Anfangsunterricht bei Sigmund Anker durfte der gerade einmal Sechsjährige seine Ausbildung bei Louis Persinger fortsetzen, dem Konzertmeister des San Francisco Symphony Orchestra (der eigentlich keine Kinder unterrichtete). Ein Mäzen ermöglichte es der Familie, nach Paris zu reisen, wo Menuhin bei Persingers Lehrer Eugène Ysaÿe studieren sollte. Der hörte sich wohlwollend an, wie der Zehnjährige die Symphonie espagnole von Edouard Lalo vortrug. Doch dann wollte er einen A-Dur-Dreiklang hören, über alle Oktaven und Grifflagen. An dieser simplen Aufgabe scheiterte das Wunderkind, das offenbar zuvor keinerlei Etüden gespielt hatte.
Und so lernte Menuhin zunächst bei George Enescu, der ihn dann an Adolf Busch weiter verwies. 1929 musizierte der junge Geiger mit den Berliner Philharmonikern unter Bruno Walter. Ein Mäzen schenkte ihm zum Geburtstag eine Stradivari, die Prinz Khevenhüller aus dem Jahre 1733. Sie sollte ihn durch sein ganzes Musikerleben begleiten. Dieses Instrument erklingt auch auf diesen sechs CD. Yehudi Menuhin ist hier mit etlichen seiner Encores zu erleben; er spielt zudem Werke von Mozart, Franck, Debussy – vor allem aber von Bach, Brahms und Beethoven, und von Béla Bartók, den der Geiger sehr schätzte.
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